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Sommerträume vom Stauseekino

Pläne. Sein Handwerkszeug als Filmvorführer hat Siegfried Görnitz an der Bautzener Talsperre gelernt. Zwanzig Jahre später will er dieTradition wieder aufleben lassen.

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Von Ulli Schönbach

Früher kam das Kino zu den Menschen, in die Dorfgasthöfe und auf die Tanzsäle. Da fuhr der Filmvorführer von Ort zu Ort – mit dem Projektor im Kofferraum und einem Stapel Filmdosen auf dem Beifahrersitz. Heute läuft es meist umgekehrt. Nicht mehr der Film kommt zum Publikum, sondern die Menschen fahren zum Film. Jedes Wochenende rollt die Karavane der Kinobesucher vom Land in die großen Städte. Denn nur dort gibt es das volle Angebot – von hollywood-knallbunt bis underground-schwarz-weiß. – Muss das eigentlich so sein? Nein, meint jedenfalls Siegfried Görnitz aus Königswartha und will – wie der rollende Filmvorführer von einst – das Kino wieder auf die Dörfer bringen. „Ostsächsisches mobiles Freizeitkino für alle“ heißt das Projekt, an dem er seit einigen Wochen arbeitet. Noch sammelt Siegfried Görnitz dafür vor allem Informationen. Was kostet die Technik? Wo kann man welche Filme leihen? Welche Veranstalter sind an einer Zusammenarbeit interessiert? – Das Filmvorführen selbst muss ihm niemand mehr beibringen. Das hat der Königswarthaer vor zwanzig Jahren in Bautzen gelernt – in der kleinen Kinohalle am Stausee. Anschließend war er drei Jahre an der Erdgas-Trasse – als Diskotheker und Filmvorführer. „Seitdem hatte ich erstmal nichts mehr mit Kino zu tun“, sagt Siegfried Görnitz. Doch vor kurzem las er von einem mobilen Landkino in Niedersachsen und dachte sofort: „So etwas müsste doch auch bei uns möglich sein, schließlich gibt es viele Orte, an denen man mit wenig Aufwand Filme zeigen kann – ob das nun Schulen, Freilichtbühnen oder Veranstaltungssäle sind.“

Über 100 Adressen hat Görnitz bereits angeschrieben – und erste positive Rückmeldungen auf dem Tisch. „Mit Sohland könnte es eine Zusammenarbeit beim Stauseefest geben, auch die Sommerfilmtage Niesky und das Amphitheater Senftenberg sind interessiert.“ Noch ganz am Anfang steht der Königswarthaer hingegen bei seinem Lieblings-Projekt: in diesem, spätestens aber im kommenden Jahr will er an der Bautzener Talsperre Freiluftkino anbieten – am liebsten dort, wo früher die Kinohalle aus Wellblech stand. Dafür sucht Siegfried Görnitz neben Partnern, die das Vorhaben unterstützen, vor allem noch Programm-Ideen. „Ich würde gern Filme zeigen, die am Stausee gezeigt wurden und in den Köpfen hängen geblieben sind, vielleicht können mir die Oberlausitzer ja Tipps geben?“

Kontakt: Siegfried Görnitz, 035931/ 2 94 10.