Geschlafen wird auf Matratzen, eine Dusche gibt es nicht: Die Großenhainer Pilger-Herberge auf dem Kirchplatz ist spartanisch eingerichtet. Lediglich ein Kachelofen sorgt für Wärme. Doch Luxus vermisst Wallfahrerin Ulrike Mischke am wenigsten.
Hunde auf dem Pilgerweg
Die Dresdnerin gehört zu den ersten Pilgern, die den sächsischen Jakobsweg in diesem Jahr beschreiten. 130 Kilometer legte sie von Görlitz nach Großenhain zurück – in nur sechs Tagen. „Halte ich mich an mein selbst gestecktes Ziel, bin ich schon am Donnerstag in Leipzig“, sagt die junge Frau, die Sonntagabend an der Röder einkehrte.
Herbergsvater Theodor Zenker begrüßt fast täglich neue Gäste. Bis Karfreitag hätten sich schon elf Wanderer einquartiert, darunter Schweizer und ein Amerikaner. Die Buchungen reichen bis August. Oft seien die Pilger mit zu viel Marschgepäck unterwegs. „Dabei sind Isomatte, Schlafsack, Ersatzschuhe sowie Pulli und Hose zum Wechseln völlig ausreichend“, sagt er. Doch es gibt auch Profis, die bereits den Jakobsweg in Spanien beschritten haben. Sie hätten immer die spannendsten Geschichten auf Lager.
Steffen Göpfert betreibt im Pfarrhaus Skassa eine Herberge. Seit Ostern brummt auch bei ihm der Betrieb. „Unter die elf Pilger haben sich schon zwei Hunde gemischt“, sagt er. Die Tiere könnten trotz kürzerer Beine die gleiche Strecke zurücklegen wie ihre Herrchen.
Göpfert will dieses oder nächstes Jahr selbst zur Wallfahrt aufbrechen, mit seinen zwei Töchtern. Tipps habe er mittlerweile genug erhalten. „Wanderschuhe sind Pflicht“, sagt er. Diese wiegen zwar ein paar Gramm mehr, seien auf asphaltierten Strecken aber Gold wert. Pflaster gehöre unbedingt ins Gepäck.
Die einfache Unterkunft in den Herbergen sei Tradition. „Es ist ja gerade das Spannende, sich unvoreingenommen auf ein Abenteuer einzulassen“, schwärmt Göpfert.
60 Kilometer im Landkreis
Die Frage nach der Dusche kommt trotzdem jedes Jahr, sagt Evelyn Guder vom Schönfelder Traumschloss. Der Schlafsaal biete sieben Plätze, die sogar im Winter gebucht werden. „Ein ganz Hartgesottener pilgerte zur Jahreswende auf dem Jakobsweg und machte bei uns Halt.“ Extremfälle wie dieser seien aber die Ausnahme. Elf Gäste kamen dieses Jahr schon ins Schönfelder Traumschloss.
Der ökumenische Pilgerweg führt im Landkreis Meißen von Königsbrück kommend über Tauscha, Schönfeld, Großenhain, Roda, Zeithain, Lorenzkirch und Strehla in Richtung Leipzig. Das sind knapp 60 Kilometer. Schon im 11. Jahrhundert pilgerten Menschen zum Grab des heiligen Apostels Jacobus in Santiago de Compostela.
Sandro Rahrisch