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Sorben mit der Schule helfen

Radibor. VinzenzBaberschke liegt seine Sorbische Mittelschule am Herzen. Doch kann er sie halten? Die SZ sprach mit dem Bürgermeister.

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Sie sind Bürgermeister, aber auch CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag. Bisher wurde über die sorbischen Schulen nicht viel geredet. Doch können Sie es bei einer so geringen Anmeldezahl von 14 Schülern erreichen, Ihre Mittelschule zu halten?

In erster Linie bin ich natürlich Bürgermeister. Doch Radibor ist Bestandteil des Kreises. Und deshalb habe ich persönlich schon große Probleme, wenn es um den Schulnetzplan geht. Denn meine Schule liegt mir sehr am Herzen. Sie bedeutet eben auch ein bisschen mehr als andere Schulen.

In welcher Beziehung?

Aus der Geschichte heraus ist Radibor der eigentlich sorbische Standort im Kreis. Wir haben die katholische Kirchgemeinde, haben die Orte mit den meisten Sorben. Bei uns ist das Sorbische im Alltag erlebbar. In den vergangenen Jahren wurde viel für die sorbische Sprache und Kultur getan. Wenn das Witaj-Projekt in den Kindereinrichtungen jetzt mehr Zulauf hat, dann wäre es schlimm, wenn ein Kulturträger der Sprache, nämlich die Mittelschule, wegfällt. Das wird sich auch auf das gesellschaftliche Leben der Sorben in der Gemeinde auswirken. Fehlende Ministranten, kein Nachwuchs für den Chor Meja, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Aber die Kinder könnten doch in die Sorbische Mittelschule nach Bautzen gehen. Dort soll doch das Sorbische Schul- und Begegnungszentrum entstehen.

Dieses Zentrum ist ein Kraftakt für den Kreis. Gerade jetzt, wo wir mit gestiegenen Kosten konfrontiert worden sind. Ich denke, dass die Entscheidung dafür auch aus der Verantwortung für die Minderheit der Sorben heraus entstand. Dennoch glaube ich nicht, dass die Bautzener Schule in der Lage ist, eine ländliche sorbische Schule zu ersetzen. Ich denke auch, dass die Eltern dann anders entscheiden werden. Das zeigt der Zweitwunsch in diesem Jahr. Nur drei der 14 Angemeldeten würden auch nach Bautzen auf die Sorbische Mittelschule gehen, wenn in Radibor keine fünfte Klasse eingerichtet wird. Die anderen haben als Wunsch zum Beispiel Königswartha oder nicht sorbischsprachige Stadtschulen angegeben.

Wie wollen Sie vermitteln, dass ausgerechnet Ihre Schule erhalten bleibt?

Es ist schwer. Vor allem, weil zum Beispiel Gemeinden im Oberland, in denen auf Grund ähnlicher Zahlen wie in Radibor Schulen vor dem Aus stehen, kaum jemand Verständnis für die sorbische Minderheit haben wird. Ich kann nur darum bitten, diese Minderheit zu akzeptieren und ihren Erhalt zu unterstützen. Ich akzeptiere, wenn Regionalschulamt und Kultus Bauchschmerzen mit Ausnahmegenehmigungen haben, doch wenn in diesem Jahr keine fünfte Klasse kommt, ist die Schule so gut wie tot. Wir haben aber jetzt die Chance, in den Nachbargemeinden um Schüler zu werben. In Malschwitz und Königswartha zum Beispiel gibt es auch sorbische Projekte im Kindergarten. Aus Neschwitz sind bereits Kinder hier.

Gespräch: Kerstin Fiedler