Sorge um den Traumplatz

Gröditz. Die Nachricht sorgte unter Fußballklubs in ganz Deutschland für Aufsehen: Die Europäische Union erwägt ein Verbot für das Granulat in Kunstrasenplätzen. Grund: Die Kunststoffkrümel aus Mikroplastik, die den Platz dämpfen und das Verhalten des Balls verbessern, sollen die Umwelt künftig nicht mehr belasten. Eine EU-Behörde prüft das Ganze derzeit.
Auch in Gröditz sorgte das für Aufsehen, obwohl es dort keinen Kunstrasenplatz gibt. Jedenfalls noch nicht. Auf der Wunschliste der örtlichen Fußballvereine steht er aber schon seit Jahren. Und ein Bau scheint greifbar nahe. In einschlägigen Konzepten der Stadt ist das Projekt schon verankert: Demnach soll der heutige Hartplatz zwischen der heutigen Sport- und Schwimmhalle und dem Tennisplatz verschwinden und an gleicher Stelle ein Kunstrasenplatz entstehen. Geschätzte Kosten aus dem Jahr 2016: 600 000 Euro.
Bisher ist das Projekt etwas unter dem Radar geflogen. Zunächst soll mit dem Ersatzneubau der Sporthalle das Kernprojekt für die Umgestaltung des Sportkomplexes am Eichenhain umgesetzt werden.

Die Planungen laufen, nächstes Jahr soll der Millionenbau starten. Besonders beim FV Gröditz blickt man aber schon weiter – und vor allem auf das Projekt Kunstrasenplatz. Das hatte auch Vereinspräsident Klaus Hirschnitz Ende Juli deutlich gemacht. Er sei froh, dass das lang ersehnte Vorhaben endlich angegangen werde, so Hirschnitz in seiner letzten Sitzung als Stadtrat für die SPD.
Doch was bedeutet ein mögliches Verbot für das Kunststoffgranulat durch die EU für den geplanten Gröditzer Plastikplatz, den künftig nicht nur der FV, sondern auch der kleinere Fußballverein Saxonia aus dem Ortsteil Nauwalde nutzen soll? „Die Problematik lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagt FV-Vereinspräsident Klaus Hirschnitz.
Gefährdet sehe er das Vorhaben aber nicht. Es gebe einen gültigen Stadtratsbeschluss. Zudem sei das Projekt Bestandteil des Konzepts Generationen in Bewegung, so Hirschnitz. Das Konzept ist der Leitfaden für die Eichenhain-Umgestaltung.
Was die technische Seite angeht, lasse sich das Granulatproblem aus Sicht des Vereinschefs mit einem sogenannten Hybridrasen lösen. „Diese Systeme versuchen, die optimalen Spieleigenschaften eines Naturrasens mit der Robustheit und Belastbarkeit eines Kunststoffrasens zu vereinen.“ Kostenmäßig bewege sich die Anfangsinvestition bei etwa 500 000 Euro. Was für ein Platz letztlich entsteht, werde man vor Baubeginn mit der Stadt und Sachsens Fußballverband aber genau abklären.
Bleibt die Frage, wann der neue Platz kommt: Bürgermeister Jochen Reinicke (parteilos) verweist auf die Finanzplanungen der Stadt, die durch einen genehmigten Doppelhaushalt bis 2021 festgeschrieben sind. Darin sei das Projekt noch nicht enthalten. Das werde frühestens im nächsten Etat der Fall sein.
Den wird der neue Stadtrat beschließen. Dass die Räte das Vorhaben kippen, befürchtet FV-Vereinschef Hirschnitz nicht. „Die Anzahl der Verweigerer ist ... überschaubar und die Mehrheit des Stadtrates hat sich klar für das neue Sportzentrum positioniert“, sagt er.
Noch bevor die Gröditzer Stadtpolitik Nägel mit Köpfen macht, dürfte sich die EU zum Kunstrasengranulat geäußert haben. Nächstes Jahr soll über das Verbot entschieden werden. Die Gröditzer Fußballer werden vorerst weiter auf den Kunstrasenplatz in der brandenburgischen Nachbarstadt Elsterwerda ausweichen. Außerdem bestreiten sie laut Vereinschef Klaus Hirschnitz ihre Vorbereitungsspiele auswärts bei Teams, die bereits einen Kunstrasenplatz haben.