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Wenn für Menschen nur Minuten bleiben

Fünf Stunden, 24 Hausbesuche und ein Pfefferminzbonbon. Frühschicht in einer ASB-Sozialstation.

Von Henry Berndt
 5 Min.
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Zeit für einen freundlichen Blick in die Augen muss sein: Pflegerin Nicole Ritschel besucht den 102-jährigen Helmut Dämmig in Cossebaude.
Zeit für einen freundlichen Blick in die Augen muss sein: Pflegerin Nicole Ritschel besucht den 102-jährigen Helmut Dämmig in Cossebaude. © Sven Ellger

Für die Feinmotorik ist es noch ein wenig früh. Das ferngesteuerte Auto von Otto Steffen kracht gegen die Stubentür, dann gegen die Schrankwand. Nur zu gern würde er der netten Frau vom ASB noch ein bisschen länger seine Fahrkünste demonstrieren, aber Nicole Ritschel ist nicht zum Spaß da. Auf ihrem Plan stehen genau zwei Punkte: Blutzucker messen und Insulinspritze geben. Dafür hat sie exakt sechs Minuten Zeit. Von 7.01 Uhr bis 7.07 Uhr. Irgendein Sachbearbeiter bei der Krankenkasse hat das so festgelegt. Über ein Programm auf dem Handy muss die Pflegerin jeden Handgriff und jede Zeit dazu dokumentieren. Eine Runde mit dem Spielzeugauto ist nicht vorgesehen.

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