Von Kai-Uwe Schwokowski
Am 13. November 1932 war die Großenhainer Bevölkerung aufgerufen, das Stadtparlament mit 21 Stadtverordneten neu zu wählen. Es war die letzte freie Kommunalwahl vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten. Zur Wahl stellten sich die Kandidaten der Bürgerlichen Einheitsliste BE (Deutschnationale Volkspartei, Deutsche Volkspartei, Deutsche Demokratischen Partei und Wirtschaftspartei), der SPD, der NSDAP, der KP und der Allgemeinen Bürgerliste (AB). Die Wahlbeteiligung von 76,60 Prozent lag niedriger als bei den Wahlen von 1929. Als Wahlsieger gingen die Nationalsozialisten hervor. Verfügte sie vorher über zwei Sitze im Stadtverordnetenkollegium, so stellte sie jetzt sechs Abgeordnete. Dieser Sieg ging auf Kosten der Bürgerlichen Einheitsliste, die anstatt vorher zehn jetzt nur noch sechs Mandate errang. Wie bei den Wahlen 1929 stellten die Sozialdemokraten sieben Stadtverordnete - nunmehr als stärkste Fraktion - und die Kommunisten einen. Die Allgemeine Bürgerliste errang ebenfalls einen Sitz.
Einzug in SA-Uniformen
In der ersten Stadtverordnetensitzung am 6. Januar 1933 - zu der die sechs nationalsozialistischen Vertreter geschlossen in SA-Uniform und unter Heil Hitler-Rufen einzogen - unterlag der Kandidat der Sozialdemokraten für den Posten des Stadtverordnetenvorstehers gegenüber dem der Bürgerlichen Einheitsliste, da diese durch die Nationalsozialisten unterstützt wurden. Der kommunistische Vertreter stimmte - selbstverständlich - für keinen der Kandidaten. Den ersten und zweiten Stellvertreter besetzten die Nationalsozialisten, da sich die Sozialdemokraten an diesen Wahlen nicht mehr beteiligten. Paul Benß (Bürgerliste AB) legte sein Mandat nieder.
Wahl unbesoldeter Vertreter
In der dritten Stadtverordnetensitzung am 20. Januar wurden die unbesoldeten Mitglieder des Stadtrats gewählt, auf die je zwei Vertreter der Bürgerlichen und Nationalsozialisten sowie drei aus dem Vorschlag der Sozialdemokraten - darunter ein Kommunist - entfielen. Alwin Bartusch und Alfred Hornig schieden damit als Stadtverordnete aus. Das letzte frei gewählte Großenhainer Stadtverordnetenkollegium setzte sich wie folgt zusammen: Thomann, Georg (Vorsteher); Gruber, Hermann; Zech, Otto; Gensel, Ernst; Dr. Laube, Leopold; Krausch, Willy (BE), Beyer, Richard; Koppisch, Otto; Grafe, Richard; Gräfe, Oswald; Meichßner, Paul; Koppelt, Herbert (NSDAP), Schröter, Otto; Palm, Ernst; Krautwurst, Otto; Zöllner, Richard; Mettin, Bruno; Zeibig, Alwin; Schönherr, Rudolf (SPD), Schreiter, Willy (KPD), Hommel, Hermann (AB). Stadträte waren Hotop, Max; Augustin, Karl (besoldet), Möller, Emil; Dr. Hirt, Alexander (BE), Hornig, Alfred; Liebscher, Alexander (NSDAP), Heinze, Gustav; Bartusch, Alwin (SPD), Ernst, Karl (KPD).
Nachdem in der vierten Sitzung am 24. März 1933 die Mandatsniederlegung von Ernst Palm und Richard Zöllner (beide SPD) bekannt gegeben wurde, traten an deren Stelle die Stadtverordneten Werner und Otto. Otto Schröter und Rudolf Schönherr (beide SPD) befanden sich bereits in Schutzhaft. Mit Reichsgesetz vom 31. März wurden alle kommunalen Selbstverwaltungen aufgelöst.