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Späte Ehre für Weltmeistertrainer

Der ehemalige Trainer Erhard Schreiber erhieltdie Ehrennadel der Stadt.

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Von Jane Pabst

Dieses Bild sagt mehr als all die Worte, die zuvor gesprochen wurden. Ergriffen und von seinen Gefühlen überwältigt, nahm am Mittwochabend Erhard Schreiber die Auszeichnung mit der Ehrennadel entgegen. Romy Logsch, Weltmeisterin im Bobfahren, hielt zuvor die Laudatio auf ihren einstigen Trainer und Förderer. Als sie zum Schluss ihrer Rede seinen Namen nannte, konnte er seine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Immer wieder kramte er das weiße Stofftaschentuch hervor, wischte sich über die Augen. Als er seine Fass-ung wieder gewann, sagte er zu den Gästen scherzhaft: „Jetzt weiß ich, warum ich hier im guten Anzug erscheinen musste.“ Dabei ahnte der 77-Jährige bis zum Schluss nicht, dass ihm im Rahmen des Bürgermeisterempfangs diese Ehrung zuteilwerden würde.

1935 in Westpreußen geboren, kam Erhard Schreiber über Wernigerode und Freiberg als Ingenieur zum Gröditzer Stahlwerk. Seit 1993 ist er Vorsitzender des TSV Blau-Weiß, mit über 500 Mitgliedern der größte Verein in Gröditz. Und hier entdeckte er das Talent von Romy Logsch. Seit 1996 kennen sich Trainer und Schützling. „Voller Dankbarkeit erinnere ich mich an die Gröditzer Zeit“, sagt die Sportlerin. „Denn hier wurde der Grundstein für meine sportliche Karriere gelegt.“ Erhard Schreiber hat sie es zu verdanken, dass die heute 30-Jährige nach Leipzig kam. Bei der Bob-Weltmeisterschaft 2011 am Königssee gewann sie mit ihrer Pilotin Martini den Weltmeistertitel. Dabei war sie bis 2007 Diskuswerfer-in. „Romy war zu schlau für diesen Sport“, sagte ihr früherer Förderer. Beim Diskuswerfen dürfe man nicht zu viel nachdenken. Durch Zufall wurde Romy Logsch in der Saison 2007 die neue Stammanschieberin der Bobpilotin Sandra Kiriasis, und wurde so zu Deutschlands bester Bobanschieberin. „Das hätte ich mir nicht träumen lassen, obwohl ich wusste, dass Romy eine große Sportlerin ist“, sagt Erhard Schreiber. Dass ausgerechnet sie ihm die Ehrung der Stadt Gröditz überreichte, rührt ihn besonders. Er ist stolz, dass ihn nun eine Ehrennadel aus 925er Silber, vergoldet und eingefasst mit einem Nadelkopf aus Meißner Porzellan, auf dem das Stadtwappen prangt, ziert.

Jede freie Minute im Verein

Zudem durfte sich der Gröditzer in das Ehrenbuch der Stadt eintragen. Dazu bekam er noch eine Ehrenurkunde des Glaubitzer Papierkünstlers Horst Schubert überreicht. Diese will er am liebsten in seinem Verein an die Wand hängen. „Denn die Ehrung gilt auch allen Mitstreitern im Verein“, sagt Schreiber. Auch heute noch verbringt der Senior jede freie Minute für den TSV Blau-Weiß.