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Spaltung der Gemeinde gefährdet Grundschule

Zur Einwohnerversammlung in Krögis ging es kontrovers zu. Viele halten eine schnelle Entscheidung zur Zukunft der Gemeinde für überstürzt.

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Von Jürgen Müller

Viele Stühle blieben leer bei der Einwohnerversammlung in Krögis, in der es um die Zukunft der Gemeinde ging. Diejenigen aber, die gekommen waren, diskutierten umso intensiver. Die Frage ist, ob sich Käbschütztal künftig als Gesamtgemeinde einer anderen Gemeinde oder Stadt anschließt oder in die drei Teile aufgespalten wird, aus denen die Gemeinde vor 19 Jahren gegründet wurde. Die ehemaligen Gemeinden Krögis, Planitz-Deila und Jahna-Löthain würden dann den Städten Nossen, Lommatzsch und Meißen angegliedert. Als eigenständige Gemeinde kann Käbschütztal wegen der geringen Einwohnerzahl und großer finanzieller Probleme künftig nicht überleben. Dies wäre höchstens für die nächsten Jahre möglich, setzte aber Steuererhöhungen und höhere Gebühren auf der einen, Einsparungen auf der anderen Seite voraus. „Entscheidet sich der Gemeinderat für den Erhalt von Käbschütztal, entscheidet er sich gegen die Bürger“, so Bürgermeister Uwe Klingor (CDU).

Gemeinderat Detlef Rätz, der Sprecher der Arbeitsgruppe Gemeindefusionen, stellte die Ergebnisse aus den Gesprächen mit möglichen Fusionspartner vor. Dies sind Ketzerbachtal, Lommatzsch, Nossen und Meißen. Ketzerbachtal habe wenig Interesse an einer Fusion gezeigt, Nossen wolle nur die Altgemeinde Krögis übernehmen. Einer Fusion mit der Gesamtgemeinde hätten nur Meißen und Lommatzsch zugestimmt. Beide Städte hätten auch in Aussicht gestellt, den derzeitigen Bürgermeister als Beigeordneten zu übernehmen, so Rätz. Gemeinderat Dieter Buhlig informiert über ein Gespräch im Innenministerium. Demnach würde eine Fusion mit Lommatzsch nicht genehmigt, weil das Gemeindegebiet zu groß und die neue Gemeinde zu „arm“ sei.

Kernpunkt aller Überlegungen ist der Erhalt der Grundschule in Krögis. Nossen und Ketzerbachtal hätten betont, dass der Erhalt der Schule bei einer Fusion auf Dauer nicht sicher sei. Da Ketzerbachtal mit Nossen fusionieren will, gäbe es dann auf dem Gemeindegebiet drei Grundschulen. „Wenn wir den ländlichen Raum erhalten wollen und junge Leute herziehen sollen, ist die Schule enorm wichtig“, sagte Mareen Güldner aus Krögis. Bei einer Aufspaltung bliebe nur die Altgemeinde Krögis als Grundschulbezirk übrig. Dort gäbe es zu wenig Kinder, um die Schule zu halten.

Ganz andere Probleme sieht Helga Schillheim aus Luga bei einer Fusion mit Meißen: „Wir liegen am Ende der Welt. Der Winterdienst muss auch bei einer Fusion mit Meißen klappen. Doch die Stadt hat ja nicht mal die Neugasse im Griff.“ Frank Uhlemann aus Barnitz geht das alles viel zu schnell. Viele Fragen seien nicht exakt beantwortet. „Ich will erst einen Vertragsentwurf sehen, eher können wir nicht zustimmen. Wir wollen heiraten, kennen aber die Braut nicht, sondern haben nur mit den Schwiegervätern gesprochen“, sagte er.

Es werde mehr Zeit gebraucht, eine solche Entscheidung könne man nicht in einer Woche durchpeitschen, sagt auch Erhard Wachtel aus Krögis. Er kritisierte den Bürgermeister für seine parteiische, einseitige Haltung pro Meißen: „Wir sind alle mündige Bürger. Sie sollten sich mit Ihrer Meinung zurückhalten und sich unsere Stimme anhören“, kritisierte er Klingor. Eine Parteilichkeit des Bürgermeisters spürte auch Ulf Dietrich aus Schönnewitz. „Ich vermisse Sachlichkeit in der Diskussion, wir werden hier übertölpelt“, sagt er. Die Vorgaben der Staatsregierung seien inakzeptabel. Niemand dränge die Gemeinde zu einer Entscheidung, so Dietrich. Die soll der Gemeinderat aber schon in der kommenden Woche herbeiführen. Klingor ließ sich davon auch nicht abbringen. „Gegen die Entscheidung des Gemeinderates ist ja ein Bürgerentscheid möglich“, sagte er.