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„Sparkasse schützt ihre Anleger“

Für Wirbel in der Öffentlichkeit sorgten die Vorgänge um das traditionsreiche Kaufhaus Kaulfuß in Weißwasser. Die Niederschlesische Sparkasse hatte dem Unternehmen die Geschäftsbeziehungen gekündigt und damit den Protest der Mitarbeiter hervorgerufen. Die Sächsische Zeitung sprach mit Sparkassen-Vorstand Bernd Michallik über den Fall und über die wirtschaftliche Situation im Landkreis.

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Herr Michallik, sind Sie dabei, das gute Image der Sparkasse aufs Spiel zu setzen?

Warum?

Der Umgang mit dem traditionsreichen Kaufhaus Kaulfuß in Weißwasser hat Unmut über die Sparkasse hervorgerufen.

Ich kann das sehr gut verstehen. Herr Kaulfuß hat seine Beurteilung der entstandenen Situation öffentlich gemacht. Ich werde das nicht tun, weil ich dem Bankgeheimnis verpflichtet bin.

Damit bleibt vieles im Nebel.

Gehen Sie davon aus, dass die Sparkasse niemanden in den Ruin treiben will und sich freudig auf die Schenkel klopft, wenn wieder ein Unternehmen im Kreis in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Aber wir haben eine große Verantwortung unseren Kunden gegenüber, mit deren Geld wir ja arbeiten. Aus dieser Verantwortung heraus sind wir leider auch zu unpopulären Entscheidungen gezwungen.

Ist die Tür zwischen Kaufhaus und Sparkasse endgültig zugeschlagen?

Ich bin ein Mensch, der nach vorn schaut und nicht zurück. Doch es muss eine faire Grundlage geschaffen werden. Wir stehen in Kontakt mit dem Anwalt von Herrn Kaulfuß und haben unsere Gesprächsbereitschaft signalisiert. Dieses Gespräch haben wir aber Herrn Kaulfuß auch schon vorher angeboten. Grundsätzlich sind wir jederzeit offen für neue Gespräche.

Nach der Insolvenz des Nickel-Fensterwerkes nun die Schwierigkeiten des Kaufhauses Kaulfuß. Geht es mit der Wirtschaft des Kreises noch weiter bergab?

Sie nennen die negativen Beispiele. Es gibt aber auch gute Entwicklungen. Natürlich ist die Gesamtsituation nicht rosig. Die Investitionen im Landkreis, die Arbeitsplätze schaffen würden, stagnieren auf einem ohnehin nicht sehr hohen Niveau. Die allgemeine Wirtschaftslage in Deutschland verführt nicht zu steigendem Konsum. Das veränderte Kaufverhalten der Bürger bekommt vor allem der Einzelhandel zu spüren.

Für den wirtschaftlichen Stillstand, so hört man aus Unternehmerkreisen, tragen die Banken eine Mitschuld.

Diese Schuldzuweisungen kenne ich. Aber ich sage nochmal: Wir sind ein Unternehmen, das die Interessen seiner Kunden vertreten muss. Die Gesetze des Marktes gelten auch für uns. Wir können nicht mehr Kredite ausreichen, als es unsere Verhältnisse zulassen. Wir haben es doch in Sachsen erlebt, wie eine Sparkasse in Turbulenzen geraten ist.

Das klingt dramatisch . . .

Das ist nicht dramatisch, sondern realistisch. Der Wegzug von über zehntausend Menschen zwischen Schleife und Kodersdorf hat auch die Sparkasse getroffen. Wir haben einkalkuliert, dass es nach den Boom-Jahren unmittelbar nach der Wende Jahre geben wird, in denen es nicht so schnell vorwärts geht. Die gebildeten Rücklagen sind heute unser stabiles finanzielles Fundament.

Viele Unternehmen leiden unter fehlendem Eigenkapital. Würden nicht größzügigere Finanzspritzen gerade dem Mittelstand helfen?

Aber das tun wir ja. Nur etwa einem Drittel der Unternehmen im Kreis geht es gut. Die Mehrzahl jedoch wird vor allem durch die Sparkasse immer wieder gestützt, weil auch wir auf eine verbesserte wirtschaftliche Situation hoffen. Doch wir müssen immer wieder abwägen, ob das Risiko unsererseits noch vertretbar ist. Denn eines werden wir niemals tun: Das Vertrauen unserer Kunden aufs Spiel setzen.

Gespräch: Wolfgang Nagorske