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Sparwahn im Kreis treibt Blüten

Die Kreisstadt Pirna geht mit „gutem Beispiel“ voran. Immer mehr Dinge geschehen, die unverständlich sind.

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Von Peter Hilbert

Pirna bekommt ein Paradoxon nach dem anderen. In Copitz-West wird es künftig mit der Westumgehung eine autobahnartige Trasse geben, die ohne Anbindung bleibt. Zumindest in die Pirnaer Richtung. Ein Streit zwischen dem Straßenbauamt Dresden und den Kieswerken Borsberg macht’s möglich. Das Bergbauunternehmen verbietet nämlich dem Straßenbauamt Dresden, wegen seiner Abbauaktivitäten eine Zufahrt in Richtung Dresden zu bauen.

Den Schaden haben eigentlich alle. Für die Bürger, die von Copitz-West zur B 172 wollen, bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder nehmen sie den aufwändigen Umweg, fahren zurück bis zur Äußeren Pillnitzer Straße. Oder sie machen’s wie eh und je. Und fahren über die alte Elbebrücke gen Innenstadt. Und die Kieswerke Borsberg profitieren auch nicht gerade davon. Denn ihre Transporter müssen zwingend eine großen Umweg in Kauf nehmen. Um auf die andere Elbseite zu kommen, müssen die Lkws zuerst zurück bis zur Kreuzung an der Äußeren Pillnitzer Straße fahren. Dann geht’s retour bis zur B 172. Zwangsweise. Denn so ist es für die Kiestransporter vorgeschrieben. Absurd? Die Zeit wird zeigen, ob sich eine Lösung findet.

Beispielsweise wie für den Kahrenweg. Dort wollten Pirnas Stadtväter wieder mal ganz clever sein. Die alte Bahnunterführung – ein wahres Nadelöhr – sollte verschwinden. Eigentlich musste sich jeder zwangsläufig freuen. Schließlich konnte es mit einer breiteren Straße, die zudem noch einen Geh- und Radweg bot, nur besser werden. Doch weit gefehlt!

51 000 Euro für Krötenzaun in Heidenau

Die Planer sparten an einer wasserdichten Betonwanne an der Bahnunterführung. Mittlerweile ist die Senke öfter ein scheinbares Freizeitgewässer als eine Straße. Denn nach jedem Hochwasser gleicht die Unterführung wochenlang einem See. Nunmehr gibt es schon die wildesten Ideen. Zwangsläufig denken manche an die Nutzung als Freizeitgewässer (siehe Foto). Andere wiederum überlegen hingegen, wie die Unterführung trotz der monatelangen Überflutung als Alternative zur B 172 weiter genutzt werden könnte. Der Heidenauer Klaus Kadner brachte zum Beispiel die Idee ins Spiel, dort eine transportable Pontonbrücke zu installieren. Schließlich könnte so verhindert werden, dass die Ausweichverbindung zwischen Pirna und Heidenau wochenlang gesperrt bleiben muss. Das Pirnaer Rathaus tüftelt jetzt noch daran, ob derartige Vorschläge umsetzbar sind.

Erfindungsreichtum ist jedoch nicht nur eine Sache der Pirnaer Stadtväter, wenn die Not groß ist. Auch anderswo schöpft man aus dem Vollen. Zum Beispiel in Heidenau. Der Schutz der heimischen Tierwelt ist an und für sich eine tolle Sache. Das haben sich offenbar auch die Heidenauer Stadtväter gesagt. Und schritten zur Tat. An der Pechhüttenstraße wurde vor wenigen Jahren ein festungsartig anmutender Krötenzaun aus Beton errichtet. Kostenpunkt: Satte 51 000 Euro.

Auch die Deutsche Bahn schöpft aus dem Vollen. Zum stolzen Preis von knapp 230 000 Euro wurde 1995 in Pirna eine Schrankenanlage an der Zehistaer Straße gebaut. Schon damals fuhr auf der Strecke nach Rottwerndorf kaum noch ein Zug. Seit Anfang 1999 ist die Trasse ganz stillgelegt.