Wieder Spaziergänger in Döbeln & Leisnig

Döbeln/Leisnig. Es ist Montag, kurz vor 19 Uhr. Von allen Seiten schlendern Leute auf dem Obermarkt vor das Döbelner Rathaus. In einer losen Gruppe stehen sie, unterhalten sich. Einige Frauen haben sich Plakate umgeschnallt. "Wer bezahlt die Corona-Lüge?" steht auf einem. Und "Anders denken ist kein Fehler, sondern Freiheit". Ein Streifenwagen der Polizei rollt über den Obermarkt. Er hält nicht an.
Seit einigen Wochen treffen sich die Leute jeden Montag, um beim Spaziergang gegen die Corona-Beschränkungen und die Beschneidung der Freiheiten in der Corona-Krise zu protestieren. Es ist ein stiller Protest, keiner hält Reden. Eine Demonstration müsste angemeldet werden. Mit Versammlungsleiter und einem Ordnungsdienst, der die Auflagen durchsetzt. Masken trägt niemand, bis auf eine Frau mit Plakaten. Ein Passant steht erst bei der Gruppe, geht dann weg.
"Ich bin ja für die Sache, aber mit der NPD gehe ich nicht", meint er. Es sind einige bekannte NPD-Mitglieder unter den "Spaziergänger", unter anderem der ehemalige Stadtrat Stefan Trautmann. Auch Mitglieder und Anhänger der AfD laufen mit. 30 bis 40 Leute schlendern eine kleine Runde durch die Innenstadt. Völlig friedlich.

In Leisnig sind beim inzwischen dritten Montagsspaziergang etwas mehr als 30 Teilnehmer - vom Kind bis zum Rentner - unterwegs gewesen. In der Woche davor sollen es trotz Regens noch mehr gewesen sein, erzählte eine Frau. Dass sich bei schönem Wetter noch deutlich mehr Leisniger aufraffen und mit spazieren gehen, diese Hoffnung von mehreren Leuten erfüllte sich allerdings nicht.
Wogegen der stille Protest gerichtet ist, das sei jedem Teilnehmer selbst überlassen. Bei dem einen seien es die Corona-Regelungen und die unbeantwortete Frage, wie lange die Einschränkungen noch weitergehen sollen, und beim nächsten vielleicht andere politische Entscheidungen, mit denen er nicht einverstanden sei.
Fast genau 30 Minuten liefen die Montagsspaziergänger in Leisnig durch die Innenstadt. Unterwegs gesellte sich augenscheinlich niemand zu ihnen. Dabei hätten sie dagegen nichts einzuwenden gehabt. "Auch würden wir unterwegs gern mit Leuten ins Gespräch kommen", sagte einer der Spaziergänger zu Beginn. Er versicherte, dass seine Teilnahme nicht politisch motiviert ist. Ihn veranlasse zum Beispiel die Maskenpflicht beim Einkaufen, auf die Straße zu gehen. Damit könne er sich überhaupt nicht abfinden.
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