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Speicherbecken Nebelschütz wird bis 2014 ausgebaut

Das verringert die Hochwassergefahren. Die Eigentümer in Anspruch genommener Flächen haben Fragen.

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Von Andreas Kirschke

An den Starkregen am 7. und 8. August 2010 kann sich Thomas Zschornak noch gut erinnern. „Binnen weniger Stunden war das Speicherbecken gefüllt“, sagt der Nebelschützer Bürgermeister. Hochwassers drohte für Nebelschütz und Deutschbaselitz. Dank des Rückhaltebeckens blieben beide Orte vor den Wassermassen verschont. Jetzt plant die Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV) die Instandsetzung und Modernisierung des Speichers bis 2014. Die SZ ist dem Thema nachgegangen:

Warum ist die Sanierung überhaupt notwendig?

Sie ergibt sich aus dem sächsischen Wassergesetz. Sebastian Haufe von der Landestalsperrenverwaltung (LTV): „Der Speicher Nebelschütz hat für den Hochwasser-Schutz überörtliche Bedeutung.“ Er soll mehr Wasser aufnehmen können. Der Freistaat strebe dafür Grunderwerb an. Noch in diesem Monat beginnen die Gespräche mit den Eigentümern von sieben Flurstücken. Angestrebt werde eine faire, konstruktive Einigung für die insgesamt rund 20 Hektar.

Was genau ist geplant mit dem Speicher Nebelschütz?

Bis 2014 will die LTV die Betriebsanlagen des Speicherbeckens und den Erdkörper des Dammes instandsetzen. Auf dem Damm wird ein Unterhaltungsweg angelegt. Rund 1,2 Millionen Euro kostet die gesamte Maßnahme, die das Land trägt. „Zwei wichtige Probleme sind zu lösen“, sagt Haufe. „Das ist zum einen die ungenügende Hydraulik. Der Notüberlauf im Extremfall muss leistungsfähiger werden, um die Sicherheit und Funktion der Gesamtanlage zu garantieren. Er soll künftig mehr Wasser fassen.“ Zweites Problem sind die den Damm querenden Rohre. Sie müssen modernisiert und erneuert werden.

Wie ist der Speicher ursprünglich entstanden?

Der frühere Rat des Kreises Kamenz ließ ihn zwischen 1987 und 1991 errichten, um Brauchwasser für die Verregnung der Gülle in der Landwirtschaft zu haben. Der Hochwasserschutz für Nebelschütz war als Nebeneffekt geplant, wurde aber nicht mehr realisiert. 1994 übernahm die Gemeinde Nebelschütz die gesamte Anlage.

Seit wann gilt der Speicher als Hochwasser-Rückhaltebecken?

Seit 2004, mit der Übernahme durch den Freistaat. 2006 wurden am Speicher technische Mängel festgestellt. „Er wurde abgefischt und abgelassen“, so Sebastian Haufe. Zunächst sollte er ganz zurückgebaut werden. Der Starkregen von 2010 sorgte für eine neue Planung. Jetzt geht es um eine dauerhaft betriebssichere Anlage. Die Jauer fließt inzwischen wieder durch ihr altes natürliches Bett. Die Vegetation am Bach entwickelt sich wieder. Seit 2011 laufen detaillierte Untersuchungen und Planungen zur Umgestaltung des Speichers und zu seiner Instandsetzung. Darin eingeschlossen ist der Flächenerwerb für die Erweiterung.

Welche Fragen bewegen die Grundstückseigentümer?

Einige. Sie kamen in der jüngsten Teilnehmer-Versammlung auf – zum Beispiel zum Verkaufspreis, zum Eigentümerwechsel und zum Verfahren der ländlichen Neuordnung. Ebenso zur Gestaltung der sogenannten Stau-Wurzel am Speicherbecken. „Hier prallen wasserwirtschaftliche und naturschutzrechtliche Interessen aufeinander“, sagte Sebastian Haufe. „Wir nehmen dieses und andere Probleme ernst und prüfen sie.“

Wie schätzt die Gemeinde

die jetzige Lösung ein?

Nebelschütz begrüßt die Modernisierung und Instandsetzung des Speichers ausdrücklich. Dieser soll als grünes Becken für den Hochwasserschutz gewahrt bleiben. Bereits 2010 bat die Gemeinde die LTV, den Erhalt des Speichers ernsthaft zu prüfen. „Das hat sich nun als richtig erwiesen“, sagt Thomas Zschornak. „Wir haben in den vergangenen Jahren zur Flurneuordnung viel Vorarbeit in der Organisation geleistet. Daran kann die Maßnahme Speicherbecken jetzt anknüpfen.“