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Sperrstunden in Sicht

Rund um die neue B 178 werden im nächsten halben Jahr viele Straßen saniert. Das bringt so manchen arg in die Bredouille.

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Von Anja Beutler

Gotthard Hoffmann treibt allein das Wort Straßensperrungen in diesen Tagen die Schweißperlen auf die Stirn. Denn mit diesem Thema beschäftigt sich der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Eibau derzeit vor allem. Der Betrieb hat ein Großteil seiner Felder, Lager, Ställe und Tiere sowie auch die Werkstätten rund um Ruppersdorf und Oderwitz. Und genau dort werden in den kommenden Monaten viele Wege in der Sackgasse enden. Das ist jetzt schon klar. „Schon jetzt sind dort auf unserem Terrain vier Querungen voll gesperrt und drei weitere zeitweise oder nur einseitig nutzbar“, zählt Gotthard Hoffmann auf. Im Klartext: Der Weg zu Feldern und Tieren ist hochkompliziert.

Seit gestern ist die Straße zwischen Herrnhut und Oderwitz dicht, weil die Brücke am Mohr erneuert wird (kl. Foto). Weitere Sperrungen werden folgen. Wer von Löbau aus Richtung Ruppersdorf will, muss über Neugersdorf (S148) ausweichen. Foto: Rafael Samped
Seit gestern ist die Straße zwischen Herrnhut und Oderwitz dicht, weil die Brücke am Mohr erneuert wird (kl. Foto). Weitere Sperrungen werden folgen. Wer von Löbau aus Richtung Ruppersdorf will, muss über Neugersdorf (S148) ausweichen. Foto: Rafael Samped

Und es wird noch schwieriger: Seit heute ist die Verbindungsstraße zwischen Herrnhut über Ruppersdorf nach Oderwitz für ein halbes Jahr voll gesperrt. Mitte Juli beginnt das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) zudem mit weiteren Bauarbeiten unter halbseitiger Sperrung: Die Verbindung von Großhennersdorf durch das Königsholz nach Oderwitz wird weiter saniert. Bereits im vergangenen Jahr ist eine Kurve erneuert – und „entschärft“ worden. In diesem Jahr sind nun Bauarbeiten und Verbesserungen an den beiden Kurven Richtung Großhennersdorf vorgesehen, erklärt der Leiter des Lasuv, Andreas Biesold.

Der Agrargenossenschaft mit ihren großen Fahrzeugen machen solche Umleitungen das Leben doppelt schwer: „Das ist genau die Zeit, in der wir Futter-, Getreide- und Hackfruchternte einbringen und mit großen Maschinen auf unsere Felder müssen“, sagt Hoffmann. Er muss zudem noch die Bauarbeiten an der B 96 in Oderwitz im Auge behalten, wo die Straße ab Mitte Juni zum Teil nur halbseitig befahrbar sein wird: „Wir haben in Oderwitz Werkstätten und müssen immer wieder mit unseren Maschinen durch den Ort“, sagt Hoffmann. Doch bei den Engstellen in Oderwitz selbst könnte das durchaus schwierig werden.

Dass die Bauarbeiten für die B 178 n sowie an den Straßen und Brücken nötig seien, sieht der Vorstandsvorsitzende der Eibauer Agrargenossenschaft durchaus ein: „Natürlich ist das nötig. Aber ich frage mich, ob es wirklich sein musste, dass gleichzeitig zu den Arbeiten rund um die B 178 n noch alle umliegenden Straßen saniert werden“, sagt er.

Es sei zwar sicherlich politisch gewollt, dass zum neuen Abschnitt der Bundesstraße auch die Zubringer in Schuss sind. „Aber das hätte man noch verschieben können, das hätten die Straßen noch ausgehalten“, glaubt Hoffmann. Er meint damit zum Beispiel so kleine Straßen wie die Verbindung zwischen Ruppersdorf und Obercunnersdorf – für ihn und seine Kollegen eine wichtige Strecke. Auch hier wird es in diesem Jahr erneut eine Vollsperrung geben. Das bestätigte gestern der Landkreis – wann genau, sei noch offen. Für die Nachbarstraße – von Eibau nach Obercunnersdorf – liegen aber noch keine derartigen Pläne vor.

In der Tat geht es dem Freistaat darum, zum Jahresende die Ortsumfahrung Herrnhut samt der Zubringerstraßen zur Eröffnung komplett in Schuss zu haben und nicht im Nachhinein noch einmal Baustellenschilder stellen zu müssen. „Wir wissen, dass das sehr schwierig ist“, sagt Bernd Just vom Lasuv. Doch nochmals alles zu verschieben, hält der Ingenieur nicht für sinnvoll. „Es muss alles zusammen funktionieren“, sagt Just. Zudem seien die Planungen seit Jahren bekannt, auch wenn die genauen Termine oft eher kurzfristig feststehen. „Wir informieren die Anlieger und Betroffenen dennoch rechtzeitig“, betont er.

Was genau rechtzeitig ist, das sehen die Betroffenen oft ein wenig anders. Sowohl die Eibauer Agrargenossenschaft als auch Bärbel Jähne vom Sand- und Kieswerk in Ruppersdorf hadern mit den knappen Fristen, die ihnen nach der Information noch geblieben sind – auch wenn die Eibauer generell ein gutes Verhältnis zu den Straßenbauern bescheinigen. In diesem Jahr hätten sich aber viele, die mit größeren Transporten unterwegs sind, mehr Absprachen im Vorfeld gewünscht.

Dass Absprachen nötig sind, ist auch dem Landkreis klar: Dieter Peschel, Amtsleiter für Hoch- und Tiefbau, hatte deshalb gestern alle Beteiligten für die Baustellen rund um Ruppersdorf und Oderwitz an seinem Tisch sitzen: „Wir müssen da jetzt alles gut aufeinander abstimmen und eng zusammenarbeiten“, betont er. Peschel will ein bisschen den heißen Wind aus der Debatte nehmen. Natürlich wisse er, dass so mancher Anwohner und viele Gewerbetreibenden so einige Umwege in Kauf nehmen müssen. Dennoch ist er überzeugt, dass alles funktionieren wird – am Ende zum Vorteil für alle.