Von Annett Preuß
Der Bau der neuen Mühlebrücke in Jänkendorf wird nicht nur die Einwohner der Waldhufener Ortschaft einige Nerven kosten – weil sie bis Anfang September Umleitungen fahren müssen. „Wir rechnen hier mit Munitionsfunden“, sagt Olaf Reibedanz vom zuständigen Ingenieurbüro Geudner & Partner GbR Görlitz. Brücken wie diese seien im Zweiten Weltkrieg strategische Punkte gewesen und häufig vermint worden, um sie zu sprengen. Granateinschläge am Bauwerk sprechen dafür, dass auch die Mühlebrücke in Jänkendorf keine Ausnahme bildet. „Im Ort hat es noch keine größeren Aktionen gegeben, Munition zu finden und zu beseitigen“, so Reibedanz. Das Gebiet werde jedoch aufgrund des Frontverlaufs als „erheblich risikobehaftet“ eingestuft. Das weisen Karten der Polizeidirektion Zentrale Dienste Sachsen in Dresden aus, zu der auch der Sächsische Kampfmittelbeseitigungsdienst gehört.
Sicherheit geht vor
Die Firma aus Löbau – die die Brücke bauen wird – hat deshalb Spezialisten verpflichtet: „Für uns ist es das erste Mal, dass wir uns als Firma im Vorfeld selbst darum kümmern“, sagt Sandro Göldner von der STL Bau GmbH & Co. KG Löbau, der das Baugeschehen vor Ort leiten wird. Denn natürlich könne es durch mögliche Bombenfunde zu Verzögerungen kommen. „Das kann uns dann Probleme bereiten.“ Dennoch seien Untersuchungen im Vorfeld unumgänglich, sind sich Bauleiter und Bauplaner einig. „Bei der geplanten Tiefgründung kommt ein Großbohrgerät zum Einsatz“, sagt Olaf Reibedanz. Unvorstellbar, treffe das auf Munition. „Wir müssen sicher sein, dass nicht irgendwo ein Blindgänger Leben gefährdet.“ Selbst wenn am Ende nur ein Löffel oder ein Bierdeckel gefunden werde.
„In Ostsachsen und speziell der Gegend um Niesky sind Munitionsfunde häufig“, sagt Thomas Lange. Für den Ingenieur ist das explosive Erbe aus dem Weltkrieg sein tägliches Brot: Er leitet den 19 Mann starken Sächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienst. Acht bis neun Einsätze haben die Spezialisten zurzeit in der Woche. Sachsenweit. Die Zahl steigt erfahrungsgemäß auf zwölf und 15 wöchentlich, sobald es schöner wird, Gärtner und Jogger draußen sind, sagt Lange: „Vorsorge zu treffen, gehört zur Praxis bei solchen Bauvorhaben.“ Die übernehmen jedoch gewerbliche Unternehmen, auch in Jänkendorf. „Sie verfügen über die gleichen Fachkenntnisse wie wir.“ Werden sie fündig, rücken Langes Leute aus: „Nur wir dürfen im öffentlichen Raum Munition transportieren.“