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Spiel, Tausch und Birkenpilze

Kamenz. „Wir existieren schon seit Oktober 1999. Warum waren Sie eigentlich noch nicht da?“ So lautet die Frage im Monatsprogramm des Hauses der Begegnung (HdB) in der Christian-Weißmantelstraße. Wenn...

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Von Lothar Schöppe

Kamenz. „Wir existieren schon seit Oktober 1999. Warum waren Sie eigentlich noch nicht da?“ So lautet die Frage im Monatsprogramm des Hauses der Begegnung (HdB) in der Christian-Weißmantelstraße. Wenn man sich die vielen Angebote für Erwachsene und Kinder vor Augen führt, ist diese Frage mehr als berechtigt. Sport- und Spielmöglichkeiten, Chor, Schach, Skat, Gitarre und noch viel mehr umfasst das Angebot zur kulturellen Betätigung und zur Vervollständigung der eigenen Fertigkeiten.

Die Frage: „Waren Sie schon da?“, brauchte man am Sonnabend nicht zu stellen, denn zu dem alljährlich stattfindenden Sommerfest fanden sich viele große und kleine Gäste ein. Silvia Kliemann, die Leiterin des Hauses, hatte unterstützt von vielen Helfern alle Vorbereitungen getroffen, damit sich die Besucher bei Geschicklichkeitsübungen, Sport und Spiel betätigen konnten. Die Bastelstraße zog nicht nur die Kinder an, sondern auch Mütter, wie Irina Masakbajew (40), die für ihre vier Kinder mit viel Geschick einen Marienkäfer, eine Sonnenblume, einen Blumenkopf und ein Herz bastelte.

Schach spielen oder Fahrrad codieren lassen

Valentina König wohnt seit sieben Jahren in Kamenz. Die ehemalige Mathematiklehrerin ist halbtags im HdB beschäftigt. Als Leiterin der Bastelstraße hatte sie das Fest mit vorbereitet und der Umgang mit den Kindern ging ihr leicht von der Hand. Wer wollte, konnte sich mit großen Schachfiguren dem königlichen Spiel widmen. Aber auch von der Fahrrad-Codierung wurde reger Gebrauch gemacht. Andere lockte mehr das Kuchenbüfett.

Der Trödelmarkt bot Raritäten, die manchen zum Kauf oder Tausch verlockten, wie Alfred Putz, der am Stand von Ines Müller aus Senftenberg Plastiksoldaten gegen Tracks eintauschte. Neben Präsenten aus dem Bergbau, wie Zierkohlen aus den ehemaligen Gruben des Senftenberger Reviers konnte man aber noch ganz andere Raritäten sehen. Beispielsweise wurde Honeckers Konterfei für 25 Euro angeboten. Obwohl sich kein Kamenzer zum Kauf entschloss, betonte Iris Müller, dass auf den Trödelmärkten die Nachfrage nach DDR-Relikten groß sei.

Martina und Jana Pietzsch, Mutter und Tochter, verkauften Teller, Tassen, Gläser, Kosmetik Bücher und CDs, die von den Mitarbeitern für das Fest gespendet worden waren, zu Spottpreisen von 50 Cent bis ein Euro. Die beiden Frauen haben schon oft im Haus der Begegnung mit geholfen: „Es ist schön, dadurch wieder mehr Kontakt zu anderen Menschen zu bekommen“, sagte Jana Pietzsch. Etwas ganz Neues zum Fest präsentierte Sandro Reppe aus Neukirch. Er zeigte kreative Holzgestaltung mit der Motorsäge und wie man damit aus Baumstämmen nicht nur Brenn- und Kaminholz, sondern auch Birkenpilze herstelle kann, die dann noch von den Besuchern bemalt werden konnten. So wurde es für alle ein erlebnisreicher Nachmittag, wenngleich man sich mehr Besucher gewünscht hätte.