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Spielplatz Schlafzimmer

Dildos, Vibratoren, Gleitgele: Zwei Freitalerinnen verkaufen auf zwanglosen Partys Spielsachen der besonderen Art.

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© Andreas Weihs

Von Andrea Schawe

Ohne den pinkfarbenen Reisekoffer geht nichts – er ist quasi das wichtigste Arbeitsgerät. Erst wenn Filomela Concepcion all die Spielsachen daraus auf dem Tisch ausgebreitet hat, kann es losgehen. „Hallo, ich bin die Filo“, stellt sich die 24-jährige Freitalerin mit südamerikanischen Wurzeln vor und setzt sich im Schneidersitz auf die Couch im Wohnzimmer. Vor ihr sitzen vier Frauen und drei Männer, alle Mitte 20 und befreundet. „Ihr kommt mir etwas schüchtern vor. Deswegen starten wir mit einem kleinen Spiel.“ Sie holt Karten aus dem Koffer, eine erotische Variante des Gesellschaftsspiels Tabu. Die Teilnehmer müssen Begriffe wie Quickie, Strapse, Parkplatzsex und Penis erraten. Das klappt ganz gut und sorgt für schüchternes Gekicher unter den Frauen.

Filomela Concepcion ist Beraterin für Pepperparties, sie stellt die neusten Erotik-Trends zu Hause vor – besser bekannt als Dildopartys, wie sie selbst sagt. Zusammen mit ihrer Freundin Cindy Clausnitzer ist sie in Freital und Umgebung aktiv. Das Prinzip funktioniert wie bei Tupperpartys: Eine Gastgeberin lädt Freundinnen ein, bei der Feier werden verschiedene Produkte gezeigt, danach kann direkt bestellt werden. „Für die Gastgeberin ist das kostenlos und sie erhält viele Artikel zu einem Sonderpreis“, erklärt Concepcion. Statt Plastikschüsseln und Küchenutensilien stehen auf dem Couchtisch Penisringe, Gleitgele, Vibratoren. „Alles, was man für einen gelungenen Abend alleine oder zu zweit eben braucht“, sagt sie.

Der Abend beginnt harmlos mit allem zum Motto „Massagespaß“. Die gelernte Bürokauffrau erklärt ausführlich die Vor- und Nachteile der bunten Massagetiere, die Krake habe „genau die richtige Geschwindigkeit“, der Käfer sei „ein bisschen laut“. Die Gäste probieren es gleich selbst, „ohne Klamotten wäre es theoretisch angenehmer“, sagt Filomela Concepcion. Und: „Die Geräte können auch noch an anderen Stellen benutzt werden als am Rücken.“

Die nächsten drei Stunden stellt sie alle Produkte ausführlich vor – von Gleitgelen und Massageölen über Liebeskugeln und alles, was nicht ohne Batterie funktioniert, bis zu Handschellen und Peitschen. Filomela Concepcion weiß, wovon sie spricht. Die Erotikartikel hat sie ausgiebig getestet und manches selbst im Schrank. „Ich mag das mit Karamell am liebsten“, sagt sie über die Massageöle mit Geschmack. Oder sie erklärt, dass die selbstwärmenden Öle auch super gegen Rückschmerzen helfen und die Silikongleitgele bei Rasierbrand im Intimbereich oder Blasen an den Füßen. Oder sie bestätigt, dass die Intimcreme „Manpower“ auch bei Frauen erregend wirkt. Die Gäste schnuppern und schmieren, die mitgebrachten Reinigungstücher werden sichtlich weniger. Einige machen versteckt Kreuze auf den verteilten „Wunschzetteln“, damit sie bis zur Bestellung am Ende des Abends nichts vergessen.

Bei Pepperparties darf alles ausprobiert werden: Wie riecht und schmeckt das Öl? Ist ein Glas- oder Gummidildo griffiger? Wie fühlt sich der Vibrator an, wenn er in Betrieb ist? „Im Laden darf man nie etwas probieren“, sagt eine der Frauen. Vor allem für Einsteiger seien die Dildopartys geeignet. „Manche der Geräte sind nicht anfängertauglich“, sagt Filomela Concepcion. Sie berate wie ein Fachhandel mit der Diskretion des Versandhandels.

Inzwischen sind die 24-Jährige und ihre Kollegin fast jede Woche im Auftrag der Lust in Freital und Umgebung unterwegs. Für beide ist es ein lukrativer Nebenjob. Die Zeiten sind flexibel, bezahlt wird auf Provisionsbasis. Meistens buchen sie reine Frauenrunden, manchmal sind aber auch Pärchen dabei. „Ich bin darauf spezialisiert, Frauen glücklich zu machen“, sagt Filomela Concepcion.

Einige Artikel im Sortiment sind mittlerweile trotzdem nur für Männer, der „Lusttropfen“ zum Beispiel. „Ich würde es als Hilfe zur Masturbation bezeichnen“, sagt die Beraterin und packt den Gummigegenstand mit Noppen aus. „Die Resonanz der Männer, die es probiert haben, ist mehr als positiv.“ „Ist das spülmaschinenfest?“, fragt einer der männlichen Gäste. „Nein.“

Bevor Filomela Concepcion zu den „lustigen Spielsachen“ kommt, werden die Gläser nachgefüllt. Die Jungs trinken Bier, die Frauen Melonenbowle. Der steigende Alkoholspiegel sorgt für ausgelassene Stimmung – das passt zu den Vibratoren in Rosa, Lila und Blau und allen möglichen Formen und Größen. Filomela Concepcion erklärt in sachlichem Ton unterschiedliche Vibrationsstärken und Intervalle an einem kleinen Lippenstift für die Handtasche – „Es funktioniert sehr gut!“ – , einem Vibrator mit Fernbedienung – „Das ist bei Paaren sehr beliebt!“ – und Schmetterlingen, die rotieren – „der am meisten verkaufte Vibrator“. Eines der Geräte sieht aus wie ein Kaktus und sei für Frauen gedacht, „die alles gleichzeitig wollen. Absolut nicht anfängertauglich“. Die Gäste greifen nach anfänglicher Schüchternheit zu, probieren fasziniert unterschiedliche Stärken und Materiale.

Danach lädt sie alle getrennt ins Schlafzimmer ein – bestellt wird immer allein. Wie viel sie an diesem Abend verkauft hat, bleibt Filomela Concepcions Geheimnis, „aus Diskretion“.

www.facebook.com/pepperparties.freital