Sport vor Stahlwerks-Kulisse

Riesa. Es begann mit einer Schuttgrube. Die befand sich noch bis in die 1920er-Jahre nahe des Riesaer Bahnhofs. Asche und Müll wurden in der ehemaligen Ziegeleigrube entsorgt. Erst nach der Verfüllung wurde das Areal zum Sportdomizil - und zwar lange vor den ersten Fußballspielen im späteren Ernst-Grube-Stadion.
Zunächst legte der Turnverein Riesa dort eine Sportanlage an, bestehend aus Groß- und Faustballfeld. Später kamen Laufbahn, Hoch- und Weitsprunganlagen, Handballfeld und eine Anlage fürs Kugelstoßen dazu. Im Jahr 1927 wurde die Sporteinrichtung als "Hindenburg-Kampfbahn" eingeweiht - am 2. Oktober, dem Geburtstag des namengebenden Reichspräsidenten.
Gärten müssen weichen
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus der Hindenburg-Kampfbahn zunächst die "Sportbahn der Jugend". Anfang der 50er starteten schließlich umfangreiche Umbauarbeiten, bei denen auch ein Wasch- und Umkleidehaus aufgebaut wurden.
Eine Reihe von Gärten und Wohnhäusern mussten dafür weichen. Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten, die Kosten werden in der Chronik mit 300.000 Mark angegeben. Dazu kommt noch die freiwillige Arbeit: 6.870 Arbeitsstunden hätten die Sportler der BSG Stahl Riesa damals geleistet.
Im Jahr nach Abschluss der Arbeiten wird schließlich das Ernst-Grube-Stadion eingeweiht, am 29. Mai 1955. Es findet ein Sportfest statt, samt Radrennen, Großfeldhandball - und natürlich Fußball. Zu dieser Zeit gibt es in Riesa zwei Stahl-Vereine, BSG und SC Stahl Riesa. Letztere ist das Leistungszentrum der Metallurgie. Erst 1958 endet diese Zweigleisigkeit.
Gefüllt ist das Stadion damals stets sehr gut, davon zeugen die Aufnahmen aus dem Riesaer Stadtmuseum. Regelrechte Logenplätze haben die benachbarten Hausbewohner. Die Kulisse ist sowieso besonders: Das Stadion ist in der Anfangszeit noch mit einem Jägerzaun abgegrenzt, und im Hintergrund ragen die Schlote des Stahlwerks in die Höhe.
Heute ist nicht nur das Stahlwerksgelände deutlich geschrumpft. Auch das altehrwürdige Stadion liegt brach. Die BSG Stahl Riesa gibt es trotz Insolvenz wieder, doch gespielt wird mittlerweile in der Feralpi-Arena, direkt neben Nudelwerk und Merzdorfer Park. Was bleibt, sind die Erinnerungen.
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