SZ + Riesa
Merken

Sport vor Stahlwerks-Kulisse

Heute liegt das Ernst-Grube-Stadion in Riesa brach. Bilder aus dem Stadtmuseum zeigen: Zu DDR-Zeiten war es Dreh- und Angelpunkt nicht nur für den Fußball.

Von Stefan Lehmann
 2 Min.
Teilen
Folgen
Blick ins Stadion.
Blick ins Stadion. © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa

Riesa. Es begann mit einer Schuttgrube. Die befand sich noch bis in die 1920er-Jahre nahe des Riesaer Bahnhofs. Asche und Müll wurden in der ehemaligen Ziegeleigrube entsorgt. Erst nach der Verfüllung wurde das Areal zum Sportdomizil - und zwar lange vor den ersten Fußballspielen im späteren Ernst-Grube-Stadion.

Zunächst legte der Turnverein Riesa dort eine Sportanlage an, bestehend aus Groß- und Faustballfeld. Später kamen Laufbahn, Hoch- und Weitsprunganlagen, Handballfeld und eine Anlage fürs Kugelstoßen dazu. Im Jahr 1927 wurde die Sporteinrichtung als "Hindenburg-Kampfbahn" eingeweiht - am 2. Oktober, dem Geburtstag des namengebenden Reichspräsidenten. 

Sportfest im Stadion: Vom Grube-Stadion aus war das Stahlwerk samt rauchender Schlote gut zu sehen. 
Sportfest im Stadion: Vom Grube-Stadion aus war das Stahlwerk samt rauchender Schlote gut zu sehen.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
In den Anfangsjahren verlief noch ein Jägerzaun am Rand des Stadiongeländes. 
In den Anfangsjahren verlief noch ein Jägerzaun am Rand des Stadiongeländes.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Die aus Fan-Sicht wohl beste Zeit waren die Spiele der BSG in der DDR-Oberliga 1968.
Die aus Fan-Sicht wohl beste Zeit waren die Spiele der BSG in der DDR-Oberliga 1968. © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Nach dem Aufstieg mussten über den Sommer die Kapazitäten erweitert werden. Sechs Wochen lang wurde 1968 geackert, danach passten 14.000 Zuschauer ins Stadion. 
Nach dem Aufstieg mussten über den Sommer die Kapazitäten erweitert werden. Sechs Wochen lang wurde 1968 geackert, danach passten 14.000 Zuschauer ins Stadion.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Die Arbeiten an den Traversen um das Jahr 1970 herum waren nicht die einzigen freiwilligen Einsätze für den Verein. Schon Anfang der 50er hatten BSG-Mitglieder zwei Jahre lang fast 7.000 Arbeitsstunden für den Umbau des Gelände geleistet. 
Die Arbeiten an den Traversen um das Jahr 1970 herum waren nicht die einzigen freiwilligen Einsätze für den Verein. Schon Anfang der 50er hatten BSG-Mitglieder zwei Jahre lang fast 7.000 Arbeitsstunden für den Umbau des Gelände geleistet.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Das Stadion war zu den Heimspielen stets gut gefüllt. 
Das Stadion war zu den Heimspielen stets gut gefüllt.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Die beste Aussicht hatten wohl die benachbarten Hausbewohner. 
Die beste Aussicht hatten wohl die benachbarten Hausbewohner.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Blick in die Fankurve. 
Blick in die Fankurve.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Der Eingangsbereich des Stadions im Jahr 1955. 
Der Eingangsbereich des Stadions im Jahr 1955.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Die Anlage um 1977: Das Stadion bot nicht nur Möglichkeiten zum Fußballspielen. 
Die Anlage um 1977: Das Stadion bot nicht nur Möglichkeiten zum Fußballspielen.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Geboxt wurde auch. Das Bild zeigt einen Kampf um 1950. Links der Riesaer Boxsportler Werner Purvin. 
Geboxt wurde auch. Das Bild zeigt einen Kampf um 1950. Links der Riesaer Boxsportler Werner Purvin.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
Täve Schur zur Friedensfahrt 1958 bei der Einfahrt ins Stadion. 
Täve Schur zur Friedensfahrt 1958 bei der Einfahrt ins Stadion.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa
16 Jahre lang blieb Riesa in der höchsten DDR-Spielklasse. Erst kurz vor der Wende, im Jahr 1988, kam der Abstieg. 
16 Jahre lang blieb Riesa in der höchsten DDR-Spielklasse. Erst kurz vor der Wende, im Jahr 1988, kam der Abstieg.  © Archivbild/ Stadtmuseum Riesa

Gärten müssen weichen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus der Hindenburg-Kampfbahn zunächst die "Sportbahn der Jugend". Anfang der 50er starteten schließlich umfangreiche Umbauarbeiten, bei denen auch ein Wasch- und Umkleidehaus aufgebaut wurden.

 Eine Reihe von Gärten und Wohnhäusern mussten dafür weichen. Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten, die Kosten werden in der Chronik mit 300.000 Mark angegeben. Dazu kommt noch die freiwillige Arbeit: 6.870 Arbeitsstunden hätten die Sportler der BSG Stahl Riesa damals geleistet. 

Im Jahr nach Abschluss der Arbeiten wird schließlich das Ernst-Grube-Stadion eingeweiht, am 29. Mai 1955. Es findet ein Sportfest statt, samt Radrennen, Großfeldhandball - und natürlich Fußball. Zu dieser Zeit gibt es in Riesa zwei Stahl-Vereine, BSG und SC Stahl Riesa. Letztere ist das Leistungszentrum der Metallurgie. Erst 1958 endet diese Zweigleisigkeit. 

Gefüllt ist das Stadion damals stets sehr gut, davon zeugen die Aufnahmen aus dem Riesaer Stadtmuseum. Regelrechte Logenplätze haben die benachbarten Hausbewohner. Die Kulisse ist sowieso besonders: Das Stadion ist in der Anfangszeit noch mit einem Jägerzaun abgegrenzt, und im Hintergrund ragen die Schlote des Stahlwerks in die Höhe. 

Heute ist nicht nur das Stahlwerksgelände deutlich geschrumpft. Auch das altehrwürdige Stadion liegt brach. Die BSG Stahl Riesa gibt es trotz Insolvenz wieder, doch gespielt wird mittlerweile in der Feralpi-Arena, direkt neben Nudelwerk und Merzdorfer Park. Was bleibt, sind die Erinnerungen. 

Mehr lokale Nachrichten aus Riesa und Umgebung lesen Sie hier.