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Sportsfreunde, Freitagabend in Dresden nicht verfahren!

Die Eislöwen und Handballer von Elbflorenz spielen ausgerechnet zur gleichen Zeit - und nur wenige Meter voneinander entfernt. Schaden tut es keinem der beiden.

Von Maik Schwert & Alexander Hiller
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Ballsportarena (l.) und die Energieverbundarena liegen gleich nebeneinander. Am Freitag wird ab 19.30 Uhr in beiden Hallen gespielt.
Ballsportarena (l.) und die Energieverbundarena liegen gleich nebeneinander. Am Freitag wird ab 19.30 Uhr in beiden Hallen gespielt. © Archiv/Rene Meinig

Zu Fuß sind es nur drei, vier Minuten. Knapp 300 Meter Luftlinie trennen die beiden Arenen der Dresdner Eislöwen und der Handballer des HC Elbflorenz. Am Freitag sind beide Hallen zur selben Zeit prominent gebucht und vermutlich jeweils auch gut besucht. Der Eishockey-Zweitligist bestreitet sein erstes Heimspiel im Best-of-7-Halbfinale gegen die Löwen aus Frankfurt am Main. Derweil kämpfen die Handballer am 29. Spieltag um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Da käme gegen den Tabellendritten HSG Nordhorn-Lingen ein überraschender Sieg sehr gelegen.

Es ist für beide Dresdner Zweitligisten die siebente Parallel-Konstellation in dieser Saison – und die letzte. Vermeiden lassen sie sich jedoch kaum. „Unser Spielplan entsteht im vollen Umfang früher“, sagt HC-Manager Karsten Wöhler. Bereits Anfang Juli werden auf einer Termintagung der Handball-Bundesliga die Spielpläne für die Saison 2019/2020 ausgehandelt.

Dass sich beide Klubs in dieser Phase der Saison offenbar kaum Besucher abspenstig machen, zeigen die nackten Zahlen der beiden vergangenen Spieltage am 17. und 24. März. Die Handballer begrüßten da 1.724 und 2.348 Fans, die Eislöwen 2.812 und 3.561 Gäste. Damit liegen die Vereine in Summe über ihren bisherigen Saisondurchschnitten. „Prozentual ist das eine kleine Menge von Leuten, die sich zwischen den beiden Veranstaltungen entscheiden müssen“, betont Wöhler. „Wir haben jedenfalls besuchermäßig nicht zu spüren bekommen, dass da gleich in der Nähe ein anderer Höhepunkt tobt“, ergänzt der 44-Jährige. 

Die Vermeidung von Terminkollisionen der großen Mannschaftssportarten in Dresden ist allgemein ein Thema. „Wir wollen da natürlich wenig Überschneidungen haben“, sagt der HC-Manager. Kurzfristige Verlegungen von Heimspielen sind beim HC Elbflorenz jedoch grundsätzlich möglich. „Bei einer Entfernung von über 450 Reisekilometern muss der Gastverein bei einer Verlegung von beispielsweise Sonntag auf Freitag immer zustimmen. Das liegt also nicht ausschließlich in unserer Hand.“ Bei einer Entfernung von weniger als 450 Kilometern würde das eigene Bestreben des HC Elbflorenz ausreichen.

„Wir sehen die Überschneidung am jetzigen Freitag da nicht tragisch“, sagt Wöhler. Dass der HC Elbflorenz im Tabellenkeller steckt, hat in dem Fall offenbar sogar einen positiven Aspekt. Der Spannungsgehalt für den Zuschauer, der nicht zum Stammpublikum zählt, ist einfach höher.

Kartenvorverkauf läuft ordentlich

Das gilt inzwischen auch für die Eislöwen. Zum Saisonauftakt sah das noch anders aus. Zum ersten Heimspiel am 16. September kamen gerade mal 2 048 Besucher in die Energieverbund-Arena. Damals spielten auch die Handballer in der Ballsportarena vor der Minuskulisse von 1 102 Fans. Bei den beiden folgenden Überschneidungen blieben die Zahlen bei den Eislöwen unterirdisch: 1 855 Gäste am 2. November und 1 863 Zuschauer am 7. Dezember. Etwas besser sahen sie mit 1 309 und 1 646 Besuchern beim HC Elbflorenz aus. Bei den Handballern geht es in jedem Duell um was, im Eishockey nicht so sehr. Da steigt die Spannung zum Ende der Spielzeit und mit ihr das Interesse der Fans. Zu den Garanten für volle Hallen gehören auch Heimpartien am 2. Weihnachtsfeiertag. Da zählten die Eislöwen 3 331 Gäste und die Handballer 2 012 Zuschauer.

Bis dahin ärgerte Maik Walsdorf sich über die geringen Besucherzahlen bei den Eislöwen. Sie hingen nicht immer nur mit Handball-Überschneidungen zusammen. 3 210 Besucher füllten die Halle gegen Crimmitschau. Früher waren das Selbstläufer. Da schrillten beim kaufmännischen Geschäftsführer die Alarmglocken. „Ein Derby mit weniger als 4 000 Fans – da muss ich lange zurückdenken“, sagt er. Ihm fällt kein Spiel ein, seit er bei den Eislöwen arbeitet. Das macht der 31-Jährige seit 2012. „Damit waren wir nicht zufrieden.“ Auch die Liga habe anfangs acht, neun Prozent unter der vergangenen Spielzeit gelegen. „Wir mussten etwas machen.“ Das taten sie auch. Topscorer Jordan Knackstedt verkaufte beispielsweise Eintrittskarten.

Jetzt läuft es besser. Das hängt sicherlich auch mit dem Saisonverlauf zusammen: schlechtester Start, Katastrophen-Hauptrunde, Einzug in die Pre-Play-offs und damit verbundener Klassenerhalt am letzten Punktspieltag, erst der Erfolg gegen Heilbronn, dann der sensationelle Sieg über Bietigheim im Viertelfinale. Die Überschneidungen mit dem HC Elbflorenz in der K.-o.-Phase ließen sich nicht vermeiden, die in der Vorrunde eigentlich auch nicht. Der Handball-Spielplan stand deutlich eher fest als der im Eishockey.

„Unsererseits besteht dann nur noch die Möglichkeit, maximal zwei Änderungen vorzunehmen, die allerdings für die durch den Shorttrack-Weltcup bedingten Sperrzeiten am ersten Februar-Wochenende in der Energieverbund-Arena aufgewendet worden sind“, erklärt Pressesprecherin Eva Wagner. Die Eislöwen hatten gehofft, den Spielbeginn an den Sonntagen zeitlich verschieben und dadurch eventuell eine gemeinsame Aktion mit den Handballern starten zu können. Das habe leider nicht funktioniert. Für die Überschneidungen an den Freitagabenden bestand dafür ohnehin kein zeitlicher Spielraum.

Der Kartenvorverkauf für das Duell gegen den Hauptrundengewinner aus Hessen läuft ordentlich. 2.800 Tickets waren bis Donnerstag weg. „Die Hilfe unserer Fans ist wichtig für uns“, sagt Trainer Bradley Gratton. „Wenn es in der Arena laut ist, fühlt es sich manchmal so an, als ob ein extra Spieler auf dem Eis stehen würde. Das gibt den Jungs einen zusätzlichen Schub.“