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Sprechstunde für die Einwohner

Mitreden, mitgestalten – das ist das Motto beim jährlichen Bürgerstammtisch in Ebersbach-Neugersdorf. Diesmal ging es um Breitbandausbau, Finanzen und Hochwasser.

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© Matthias Weber

Von Romy Kühr

Eine eingezäunte Hundespielwiese, bessere Gehwege und intakte Straßen – das sind Wünsche, die Einwohner beim Bürgerstammtisch in Ebersbach-Neugersdorf am vergangenen Freitag auf der großen Mitrede-Tafel hinterlassen haben. Dort konnten sie ihre Meinung dazu äußern, was ihnen gefällt, was nicht und was sie verändern würden. Viele Meinungs- und Wunschzettel sind im Laufe des Abends zusammengekommen. Die Einwohner haben aber auch Lob übrig für die Arbeit der Stadtverwaltung. Sie finden zum Beispiel gut, dass sich vieles schon zum Positiven verändert hat, durch die Abrisse von Industriebrachen schöne Plätze entstanden sind.

Um zu erfahren, was die Einwohner der Oberlandstadt bewegt, hat die Stadt den Bürgerstammtisch seit dem Städtezusammenschluss von Ebersbach und Neugersdorf im Jahr 2011 zur Tradition gemacht. Mitgestalten und mitreden ist das Motto.

Einer, der gerne mitredet, ist Werner Wenzel. Der Rentner aus Neugersdorf hat deshalb bisher jeden Bürgerstammtisch besucht – und nimmt auch öfter mal die Sprechstunden im Rathaus wahr. Eine Sache, die ihn dabei besonders umtreibt, sind die Gehwege. Denn er ist auch viel zu Fuß unterwegs. In der Nähe seiner Wohnung hat er festgestellt, dass der Fußweg ziemlich holprig war. Das betraf den Abschnitt an der Humboldtstraße in Neugersdorf zwischen der Spreequell- und der Volksbadstraße. Das meldete er der Stadt und die krummen Gehwegplatten wurden tatsächlich gerichtet. Nun hofft Wenzel, dass auch am restlichen Gehweg entlang der Humboldtstraße bald etwas getan wird.

Bürgerstammtisch in Ebersbach-Neugersdorf: Drei Einwohner erzählen

Ralf Krsanowski aus Friedersdorf

Der Friedersdorfer ist im Vorstand des Film-Theater- und Kulturvereins Ebersbach. Er nutzt die Gelegenheit, beim Bürgerstammtisch mit Verwaltungsmitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Denn der Verein hat Pläne mit dem Kino und Ralf Krsanowski möchte zunächst wissen, welche Chancen das hat, welche Voraussetzungen der Verein erfüllen muss. „Wenn man berufstätig ist, findet man selten Zeit, zu den Sprechstunden ins Rathaus zu gehen. Deswegen finde ich das hier eine gute Möglichkeit, mit den Verantwortlichen zu sprechen.“

Doreen und Tom Wolf aus Ebersbach

Die junge Mutter aus Ebersbach ist mit ihrem Sohn Tom nach Neugersdorf zum Bürgerstammtisch gekommen. Sie ist das erste Mal da. Ihr brennt vor allem das Thema Hochwasserschutz unter den Nägeln. Die Reparatur der Flutschäden aus 2013 ist ein Schwerpunktthema beim diesjährigen Bürgerstammtisch gewesen. „Ich bin selbst betroffen und will wissen, was die Stadt plant, um die Einwohner auch langfristig vor Überschwemmungen zu schützen“, sagt Frau Wolf. Auch die Tourismuspläne der Stadt interessieren sie.

Werner Wenzel aus Neugersdorf

Werner Wenzel gehört zu den „alten Hasen“ beim Bürgerstammtisch. Der Neugersdorfer hat bislang jeden besucht, einschließlich der ersten großen Bürgerveranstaltung zur Unterzeichnung des Fusionsvertrages von Ebersbach und Neugersdorf am 4.November 2010. Werner Wenzel mischt sich gern ein und gibt Anregungen, was verbessert werden könnte. So hat er schon erreicht, dass ein besonders maroder Gehweg in seiner Nachbarschaft instand gesetzt wurde. Er hat die Erfahrung gemacht, dass man durchaus mitgestalten kann.

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Die Stadt veranstaltet den Bürgerstammtisch immer in einem anderen Gebäude. „So haben die Einwohner auch die Möglichkeit, mal einen Blick in Objekte zu werfen, die sie vielleicht noch nicht kennen oder wo sie sonst nicht hinkommen“, erklärt Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos) die Idee. Der Lutherhof in Neugersdorf oder die neu gebaute Sporthalle am Förderschulzentrum im Oberland waren schon als Veranstaltungsorte dabei.

Diesmal ist das Sport- und Rehazentrum in Neugersdorf dran gewesen. Das Zentrum ist an der Karl-Liebknecht-Straße in den Räumen des ehemaligen Möbelhauses entstanden. Investor Ernst Lieb hat das Gebäude saniert, es wurde im Frühjahr dieses Jahres eröffnet. Ein Sportstudio, eine Physiotherapie und eine Tanzschule gibt es hier sowie Räume für die Fußballer des FC Oberlausitz. Der Plan, die Einwohner auch neugierig auf die Gebäude zu machen, geht auf. „Hier war ich ja noch nie drin“, diesen Satz hört man öfter zum Bürgerstammtisch – und sieht dazu erstaunte Gesichter. Ein weiterer Hintergrund des Bürgerstammtischs ist es, die Einwohner über anstehende Dinge zu informieren. Dazu gehört derzeit die Gestaltungssatzung, die derzeit überarbeitet wird. Sie sagt aus, was beim Neu- und Umbauen im Stadtgebiet zu beachten ist.

Das betrifft viele Ebersbach-Neugersdorfer, denn viele investieren in ihre Häuser. Ziel der Gestaltungssatzung ist es, die Siedlungsstruktur zu erhalten, so wie sie in früheren Jahrhunderten angelegt wurde, erklärt Bauamtsleiter Matthias Lachmann. Allerdings gilt das nur für einen bestimmten, historisch geprägten Bereich. Lachmann hat zum Beispiel festgestellt, dass Carports stark in Mode gekommen sind. Damit die Auto-Unterstände nicht das Ortsbild stören, sollen sie im hinteren Teil der Grundstücke errichtet werden. Diese und andere Einschränkungen sind aber bisher nur Vorschläge. Die neue Satzung ist noch nicht beschlossen, betont Lachmann.