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Stadion trägt den Namen des Wunderläufers

Rudolf Harbig gab der Arena den Namen. Hermann Ilgen förderte die Ursprungsidee.

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Von Sabine Bachert

Britische Einwanderer haben vor über 130 Jahren die Geschichte des Dresdner Fußballs und seiner Sportstätte an der Lennéstraße begründet.

Im April 1874 traf sich, so berichtet eine Leipziger Zeitung, eine Gesellschaft, die sich Dresden Football Club nennt zu einem Spiel, „bei dem die Bälle mit dem Fuß fortgeschleudert werden“. Sie trafen sich an den Wochenenden in der Torwirtschaft gegenüber dem heutigen Stadiongelände. Hier zogen sie sich um, packten die Pfosten und trugen auf der Wiese ihr Spiel aus. Aus dem Dresden Football Club ging einige Zeit nach seiner ersten großen Niederlage 1894 der „Neue Dresden FC“ hervor. Aus ihm traten 1898 fünf Mitglieder aus und gründeten den DSC98.

Ein Zuhause für den Fußball

In dieser Zeit wurde auch das Gelände des heutigen Rudolf-Harbig-Stadions erstmals als Sportstätte erwähnt. Anfang der Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts wurde es dann endgültig – an der Lennéstraße sollte der Dresdner Fußball sein Zuhause finden. Dessen eigentlicher Begründer war der Erfinder des Rattengiftes Hermann Ilgen (1856–1940).

Dem Fußball waren seine Millionen zunächst nicht gedacht. Ilgen stiftete 1921 Mittel für die Errichtung eines Zierbrunnens auf dem Rathausplatz. Die wirtschaftliche Nach-unten-Entwicklung gab seiner Idee eine neue Zielrichtung. In einem Nachtrag zur Stiftungsurkunde erklärte er, dass der Betrag von 500000 Mark zur Errichtung eines Stadions verwendet werden sollte. Am 16. Mai 1923 wurde die Ilgen-Kampfbahn übergeben.

Weltrekorde und Meistertitel

Am 23. September 1951 wurde die im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörte Sportanlage als Rudolf-Harbig-Stadion wieder eingeweiht.

Rudolf Harbig, am 8. November 1913 in Dresden-Wilder Mann geboren, war kein ausgesprochener Fußballer. Aber er hatte Beine, die Gold Wert waren. Als Schüler interessierte sich Harbig für Handball und Leichtathletik. Später wuchs seine Vorliebe für Waldläufe und 1930 errang er bei den Jugendlichen erstmals einen Sieg im 3000-Meter-Lauf.

In der Reichswehr, der Harbig ab 1932 angehörte, entdeckte man sein Talent für den Mittelstreckenlauf, wählte ihn als Kader für die Olympischen Spiele 1936 aus. Mit der 4x400-Meter-Staffel wurde er Dritter. Im Juli 1939 lief er in Berlin seinen ersten Weltrekord über 800 Meter. Außerdem hielt er die Weltrekorde über 400 und 1000 Meter. 1938 holte er sich einen Europameister-Titel. Rudolf Harbig fiel am 5. März 1944 in der Ukraine.

Quelle: „Rudolf Harbig – Der Wunderläufer aus Dresden“, edition Sächsische Zeitung; „Fußballwiege Deutschlands“, Jens Genschmar, ISBN 3-98105116-6-1