Von Kathrin Kupka-Hahn
Vor gut einer Woche haben die Jungen und Mädchen der 85. Grundschule ihr Protestschreiben an Bürgermeister Winfried Lehmann (CDU) übergeben. Doch getan hat sich in der Zwischenzeit nichts. „Im Moment laufen noch Beratungen mit der Sächsischen Bildungsagentur (SBA) Dresden, um eine Lösung zu finden“, teilt Rathaussprecherin Nora Jantzen auf Nachfrage mit. Denn auch die Bildungsagentur hadert mit den Plänen der Stadt.
Im Februar 2015 soll die 82. Oberschule, die sich in der Korolenkostraße in Klotzsche befindet, saniert und erweitert werden. Damit die Bauarbeiten zügig vorangehen, müssen die rund 300 Schüler während der rund eineinhalbjährigen Bauzeit in einem anderen Gebäude unterrichtet werden. Das Schulverwaltungsamt hat dafür die 85. Grundschule an der Radeburger Straße in Hellerau-Rähnitz vorgesehen. Während die Eltern der Oberschüler keine Probleme damit haben, lehnen die Eltern der Grundschüler das jedoch ab (die SZ berichtete). Die vorhandenen Klassenzimmer der 85. reichen nicht für weitere 300 Schüler aus, erklärt Elternbeiratsvorsitzende Gesine Kabuß in einem Schreiben an die SBA, welches der SZ vorliegt. Und sie nennt noch weitere Argumente: Der Speiseraum sei zu klein für die große Anzahl der Schüler. Maximal zwei Klassen können dort gleichzeitig essen. „Wenn nur die Hälfte aller Schüler an der Schulspeisung teilnimmt, müsste das Mittagessen demnach in fünf Durchgängen erfolgen“, so Kabuß. Durch die Belegung aller Klassenzimmer gäbe es künftig auch keine freien Räume mehr für Beratungen oder den Unterricht der Integrationskinder. Zudem würden die vorhandenen Toiletten weder für die große Anzahl Schüler noch für die Lehrer ausreichen.
Die Sächsische Bildungsagentur gibt der Elternbeiratsvorsitzenden recht. „Eine Reihe von den in Ihrem Anschreiben aufgeführten Argumenten und Bedenken finden sich in unserer schulfachlichen Stellungnahme wieder“, antwortet Anja Stephan, die Leiterin der SBA-Regionalstelle Dresden. Auch schreibt sie, dass die vorliegende Raumkonzeption des Schulverwaltungsamtes für die Doppelnutzung der 85. Grundschule für den Zeitraum der Bauauslagerung nicht umsetzbar sei.
Da die Stadt bisher nur die 85. Grundschule als Ausweichstandort für die Oberschüler sieht, haben die Eltern der Grundschüler inzwischen selbst nach Alternativstandorten gesucht. Fündig wurden sie beim Immobilienunternehmen Beate Protze. Bei diesem wird ein Gebäude am Hugo-Junkers-Ring 1/Zur Wetterwarte 50 angeboten. „Es handelt sich um ein frei stehendes Haus im Business-Park, welches ideal als Schulgebäude genutzt werden kann. Ein Schulhof von rund 1 000 Quadratmetern ist auch vorhanden“, steht in dem Exposé.
„An diesem Standort wurde bereits das Gymnasium Klotzsche ausgelagert“, sagt Kay Rabe, der stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der 85. Grundschule. Er begleitete die Protestschreibenübergabe der Kinder in der vergangenen Woche. In dem Gebäude würden sich bereits Räume befinden, die den Anforderungen an Fachkabinette gerecht werden. Außerdem gebe es eine Kantine zur Schulspeisung in unmittelbarer Nähe. „Wir haben auch schon mal nach der Miete gefragt“, so Rabe. Diese läge bei 2,80 Euro pro Quadratmeter kalt. Ob nun die Stadt bereit wäre, dieses Gebäude für die 82. Oberschule anzumieten, ist unklar. Die SZ-Anfrage blieb unbeantwortet.