Von Carla Mattern
Es sieht ganz danach aus, dass der jahrzehntelange Traum der Einwohner von Ödernitz nach einem Radweg in die Stadt bald ausgeträumt ist. Nicht, weil das Projekt endgültig abgesagt wird, sondern weil es endlich umgesetzt wird. Im Bauamt des Nieskyer Rathauses gibt es die 1 200 Meter lange Trasse bereits auf dem Papier. Aus Richtung Ödernitz kommen demnach die Radfahrer künftig rechts neben der August-Bebel-Straße in Niesky an. Doch an der Kreuzung der Konrad-Wachsmann-Straße mit der Martinstraße und der August-Bebel-Straße befindet sich ein Grundstück, welches keinen Eigentümer hat. Mit wem sollen die Rathausmitarbeiter über den Verkauf der für den Radweg notwendigen Fläche sprechen beziehungsweise einen Gestattungsvertrag verhandeln? Deshalb will die Stadt jetzt selbst das herrenlose Grundstück kaufen.
Mehre Verhandlungsgespräche hat es deshalb mit dem Staatsbetrieb Sächsisches Bau- und Immobilienmanagement SIB gegeben, sagt Barbara Giesel, die amtierende Leiterin des Fachbereichs Technische Dienste im Rathaus. Die Stadt Niesky wird nun von ihrem Recht Gebrauch machen, sich das Grundstück anzueignen. Die Begründung, warum die Stadt dieses herrenlose Grundstück kaufen will, überzeugte die Mitarbeiter des SIB. Ein Teil des Grundstücks liegt direkt an der Verbindungsstraße zwischen Niesky und Ödernitz. Und zwar auf der Seite des künftigen Radweges. Nun steht fest, dass die Stadt das knapp 2 600 Quadratmeter große Grundstück erwerben kann. Über den Kaufpreis von 1 300 Euro wurden zu Monatsbeginn auch die Stadträte informiert. Sie stimmten dem Grundstückskauf zu. Eigentlich benötigt die Stadt zwar nur einen Teil des Geländes, kauft es aber komplett, um nicht doch noch das Nachsehen zu haben.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass der nicht für den Radweg genutzte Teil des Grundstücks begrünt wird. Wenn die Stadt mit dem Bau des Radweges zusätzliche Fläche versiegelt, muss sie auch Bäume und Sträucher als Ersatz pflanzen. Da sei es denkbar, die Fläche gleich dafür zu nutzen, sagt Barbara Giesel.
Nicht nur bei dem bisher herrenlosen Grundstück hat die Stadt jetzt Klarheit. Nachdem mit der Agrargenossenschaft bereits über die Flächen gesprochen wurde, sind jetzt auch die Gespräche mit den privaten Eigentümern von Grundstücken auf der Radwegtrasse in Gang gekommen. Acht solche Eigentümer beziehungsweise Eigentümergemeinschaften gibt es. Bei den meisten Grundstücken war die Eigentumsfrage klar, bei einigen musste erst herausgefunden werden, wer dafür zuständig ist. Alle Eigentümer wurden mittlerweile angeschrieben, und von sechs der acht liegen bereits Rückmeldungen vor. Zwei Antworten stehen noch aus, sagt Bauamtsmitarbeiter Marco Wünsche. Teilweise wird mit den Grundstückseigentümern nicht nur über die Radwegtrasse verhandelt, bei einigen läuft auch die Straße über einen Teil des Grundstücks. Das soll gleich mit bereinigt werden, sagt die Fachbereichsleiterin.
Laut Vorplanung geht die Trasse von Niesky bis zum Ödernitzer Friedhof entlang der linken Seite der August-Bebel-Straße. Beim Friedhof soll die Straße überquert werden und der Radweg entlang der rechten Straßenseite bis zum Ortseingang Ödernitz weitergeführt werden.