Von Frauke Zieschank
Auf der Niederauer Straße steht schon seit einigen Tagen ein Riesenbagger und reißt tiefe Löcher in das zweigeschossige Mehrfamilienhaus. Wieder wird ein städtisches Haus abgerissen, dieses Mal zwischen Luisen- und Riesensteinstraße. „Die Wohnungen in dem Haus stehen schon seit Mitte der 90er Jahre leer“, sagt Ulrich Butzer, der Geschäftsführer der Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen (SEEG). Mit dem Abriss dieses Hauses werde ein Schandfleck beseitigt.
Ofenheizung und Plumpsklo
Wenn die Abbrucharbeiten in etwa zwei Wochen beendet sind, wird nichts mehr an das ehemalige Mehrfamilienhaus und die 13 Zwei-bis Dreiraumwohnungen erinnern. Schon seit Jahrzehnten wurde an dieser Stelle nicht mehr saniert. Plumpsklos eine halbe Treppe tiefer und Ofenheizung waren in diesen Häusern Standard. Auch Badezimmer gab es nicht. „Bis 1996 waren auch solche Wohnungen noch nachgefragt, aber dann ging es bergab“, sagt Butzer. Viele Menschen hätten Meißen damals verlassen, aber der Bestand der Wohnungen war damals auf etwa 48000Einwohner ausgelegt. Zunehmend kam auch sanierter Wohnraum auf den Markt.
Natürlich sei es immer schwer, sich von Wohnungen und ganzen Häusern zu trennen, gibt Ulrich Butzer zu. „Wenn man aber zu viele Wohnungen hat, ist man eben darauf angewiesen, diese vom Markt zu nehmen.“ Gefördert werden solche Maßnahmen vom Bund-Länder-Programm Stadtumbau-Ost. Butzer gibt zu, dass es sicherlich Interessenten für solche Wohnungen gebe, würde die Miete zwei bis drei Euro pro Quadratmeter betragen, aber dann könne man kein Geld mehr in die Sanierung reinstecken.
Was aus dem Gelände wird, kann Butzer noch nicht sagen. „Mehrfamilienhäuser, die dann vermietet werden, sind laut Programmbedingungen nicht erlaubt“, sagt er. „Aber der Bau von Eigenheimen ist auf den bis zu 300Quadratmeter großen Grundstücken möglich.“
Ob sich dafür Interessenten finden, sei jedoch zweifelhaft, so der Meißner Immobilienfachwirt Thomas Köthe. Laut Bodenrichtwertkarte liege der Kaufpreis bei 80Euro pro Quadratmeter. „Aber direkt an einer stark frequentierten Straße schätze ich die Chancen für einen Verkauf eher schlecht ein“, sagt er. Vor allem, weil dieser Bereich in Spitzenzeiten in die Rückstauzone der Großenhainer Straße fällt. „Da hat man den Stau ja gleich vor der Haustür“, so der Immobilien-Experte. Zudem kostet ein Haus auch noch einmal um die 150000Euro. „Da gibt es eindeutig bessere Lagen in Meißen.“