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Stadt vermittelt im Konsum-Projekt

Der Bauantrag für die aufwendige Sanierung war Thema im Pulsnitzer Rathaus. Stadträte gaben Hinweise und fordern Kompromisse.

Von Reiner Hanke
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Der Innenausbau im früheren Gebäude der Konsumgenossenschaft Ostsachsen läuft. In dem ehemaligen Geschäftshaus sollen Wohnungen entstehen. Bei der Sanierung sind viele Fragen des Denkmalschutzes zu beachten.
Der Innenausbau im früheren Gebäude der Konsumgenossenschaft Ostsachsen läuft. In dem ehemaligen Geschäftshaus sollen Wohnungen entstehen. Bei der Sanierung sind viele Fragen des Denkmalschutzes zu beachten. © Matthias Schumann

Ein Wort fällt immer wieder im Zusammenhang mit dem alten Konsumgebäude in Pulsnitz: ortsbildprägend. Dabei geht es nicht nur um die beachtliche Größe des Bauwerkes aus dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts. Immerhin waren unter dem Dach Lager- und Verkaufsräume sowie Verwaltung der früheren Konsumgenossenschaft Ostsachsen vereint. Es ist die Architektur, die erhalten werden soll – insbesondere die Vorderansicht.

Deshalb ruht auch das Auge des Denkmalschutzes recht wachsam auf der Sanierung. Die begann im Vorjahr, drohte aber ins Stocken zu geraten. Zeitweilig habe der Bau wegen denkmalschützerischen Forderungen sogar auf der Kippe gestanden, so die Information von Bürgermeisterin Barbara Lüke vor den Mitgliedern des Technischen Ausschusses der Stadt. Der befasste sich jetzt mit dem Antrag für bestimmte Umbauten am Gebäude. Die Verwaltung sei mit den Plänen grundsätzlich einverstanden, erklärt Kay Kühne, der Leiter des Bau-Fachbereiches. Die Stadt sei an der Sanierung sehr interessiert, nicht zuletzt, weil sie sich selbst sehr engagiert hatte, einen Investor für das zuletzt herrenlose Gebäude zu finden – einen der sich rantraut. Und habe den Grundstückskauf begleitet. Die Käufer standen nicht Schlange.

Vonseiten der Stadt gebe es keine Einwände zu der Sanierung zum Wohngebäude. Parallel liege der Bauantrag nach Informationen der Stadt auch beim Landratsamt zur Genehmigung vor. Dort gibt es wohl noch immer Gesprächsbedarf, insbesondere beim Denkmalschutz (SZ berichtete). Der Investor, die Soko-Bau aus Dresden, hatte sogar einen Rückzug von dem Vorhaben nicht ausschließen wollen.

Die Stadt sei nun als Vermittler unterwegs, schätzt die Bürgermeisterin ein. Hinzu komme wohl, dass sich die Denkmalbehörden in Bautzen und Dresden untereinander in manchen Dingen noch nicht ganz einig seien. Es sei nicht leicht, alle Beteiligten unter einen Hut zu bringen. So werde die Rathauschefin auch die Hinweise aus dem Ausschuss mitnehmen. Die gab es zu den geplanten Balkons. Dass Balkons für attraktiven Wohnraum wichtig sind, sei unbestritten, war man sich einig. Sie könnten dem Charakter des Gebäudes entsprechend aber noch etwas repräsentativer ausfallen, schlägt Baufachmann Jürgen Scholze nach dem Studium der Unterlagen vor. Die untere Denkmalbehörde in Bautzen möchte wohl noch bei der Wärmedämmung mitreden. Auch bei den Fenstern gehe es um Detailfragen.

Gerade die Fassade des Gebäudes weist bemerkenswerte gestalterische Details auf, die der Investor auch erhalten will.  
Gerade die Fassade des Gebäudes weist bemerkenswerte gestalterische Details auf, die der Investor auch erhalten will.   © SZ/Reiner Hanke

Außerdem seien die ehemaligen Schaufensterbereiche noch in der Diskussion. „Die künftigen Mieter wollen nicht im Schaufenster wohnen“, so Barbara Lüke. Die Wohnungen wären schwer vermietbar. Der Bauherr möchte die Fenstersimse deshalb etwas nach oben ziehen. Dem Bauherren und der Stadt gehe es letztlich auch um die späteren Mietpreise, gibt die Bürgermeisterin zu bedenken. Der Bauherr wolle die Mieter gern länger binden. Deshalb sollten die Mieten in einem Bereich liegen, dass die Bewohner langfristig bleiben ohne gleich wieder nach günstigerem Wohnraum zu schauen. Das wünscht sich der Investor. Alle Extras verteuern den Bau: Maßvolle Mietpreise wären auch im Interesse der Stadt. Stadtrat Daniel Mager erinnert daran, wie die Ruine ausgesehen hat. Da seien Kompromisse einfach nötig. Es sei niemandem gedient, wenn die Mieten in dem künftigen Wohnhaus unerschwinglich sind. Auch wiesen Ausschussmitglieder darauf hin, dass dieses Gebäude früher ein Geschäftshaus, kein Wohnhaus war. Das fordere Zugeständnisse.

Die Konsum-Niederlassung war nach der Pleite der Genossenschaft nach der politischen Wende über viele Jahre dem Verfall preisgegeben. Sogar der Abriss war im Gespräch. Entstehen sollen etwa 24 Wohnungen. Der Bauherr will etwa 1,7 Millionen Euro in die Sanierung und den Umbau der Anlage investieren.