SZ +
Merken

Stadträte empören sich über Abriss in Gröba

Auf der Paul-Greifzu-Straße 25 rollen die Baumaschinen. Zum Abriss des alten Hauses (Baujahr 1912). Die Stadt schafft dort jetzt Tatsachen. Und das, obwohl es massive Einwände von Linken-Fraktion und den Grünen auf Kreisebene gab.

Teilen
Folgen

Von Ulrike Körber

Auf der Paul-Greifzu-Straße 25 rollen die Baumaschinen. Zum Abriss des alten Hauses (Baujahr 1912). Die Stadt schafft dort jetzt Tatsachen. Und das, obwohl es massive Einwände von Linken-Fraktion und den Grünen auf Kreisebene gab. Die Linken hatten sogar den Abbruch stoppen wollen.

Sie sahen in Zeiten der klammen Haushaltskassen keinen Grund für diesen eiligen Abriss. Dass nun doch bereits Straßensperren vorbereitet worden sind und Teile des Daches mittlerweile fehlen, findet Uta Knebel, Linkenchefin im Stadtrat, einfach „nur fies“. Auch seitens der Grünen ist man baff. Stadtrat Thoralf Koß empörte sich über den Abriss. Er denkt, dass das von den Stadträten hätte abgesegnet werden müssen. Der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Landtag Johannes Lichdi, der sich der Sache mit angenommen hatte: „Es ist jetzt offensichtlich, dass die Stadt freies Feld für Feralpi schaffen will und den Bürgerprotest unterwandert.“ Was ihm am meisten in die Nase fährt ist, dass Riesa EU-Mittel verwendet, die die Stadt möglicherweise zurückzahlen muss. Denn für ihn ist klar, Gelder aus dem Städtebauförderung, die für den Abriss ausgegeben werden, dürfen nicht für den Abbruch von Gebäuden mit Baujahr vor 1919 verwendet werden. „Dazu hat OB Töpfer bislang noch keine Stellung genommen.“ OB Gerti Töpfer (CDU) wiegelt die Einwände ab. Der Einspruch der Linken sei im Landratsamt zu prüfen. Die Argumente der Grünen in ihrem Widerspruch hält sie für nicht durchrecherchiert. OB Töpfer: „Die Grünen wollten den Stadtratsbeschluss zum Thema ,Werkstatt Gröba‘ von 2008 als ungültig erklären, weil einige Stadträte angeblich befangen gewesen seien.“ Für die OB ist klar: Es ist höchste Zeit zu handeln, um die Pläne zur Entwicklung Gröbas als Industriestandort umzusetzen. Denn die Fördermittel für die Maßnahmen müssen bis Ende Oktober dieses Jahres abgerechnet sein.

Straßensperre ab Montag

Hintergrund des Abrisses ist der Ausbau der Kreuzung Haldenstraße/Paul-Greifzu-Straße, der für 2011 avisiert ist. Um das umzusetzen, muss jedoch auch das Gebäude Haldenstraße 3 fallen. Dieses gehört einer Erbengemeinschaft. Laut OB fehle allerdings aus dieser Erbenreihe nur noch eine Unterschrift.

Gerti Töpfer widerspricht den Vorwürfen, dass es bei den Plänen nur um ein Weg-Freimachen für Elbestahl Feralpi geht. Es gehe auch darum, die Logistik für die Reifenwerke, die dort eine neue Halle gebaut haben, zu erleichtern. Schon jetzt gibt es einen intensiven Lkw-Verkehr auf der Straße, so Gerti Töpfer. Unterstützt wird die OB von FDP-Mann Christian Thielemann. „Ob der Eilentscheid in dieser Form nötig war, kann ich jedoch nicht beurteilen“, sagt er.

56 000 Euro koste der Abbruch der Greifzu-Straße 25. Die Firma Nestler erledige die Arbeiten. Wegen des Abbruchs werde die Haldenstraße aus Richtung Paul-Greifzu-Straße vom Montag an bis 12. September gesperrt. Die Umleitung ist über die Industriestraße ausgeschildert. Darüber hinaus wird vom 31. August bis 4. September zusätzlich die Greifzu-Straße halbseitig für den Verkehr blockiert.