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Alarm im Stadtwald

Unterhalb der Burg Stolpen frisst sich der Borkenkäfer durch die Fichtenbestände. Ein schlimmer Anblick. Und nicht nur dort. Deshalb gibt es jetzt Ideen.

Von Anja Weber
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Der Borkenkäfer frisst sich auch um Burg Stolpen. Mit verheerenden Folgen.
Der Borkenkäfer frisst sich auch um Burg Stolpen. Mit verheerenden Folgen. © Daniel Schäfer

Die Stadt Stolpen verfügt über etwa 38 Hektar kommunalen Wald, der größte Teil steht unterhalb der Burg Stolpen sowie im Bereich Buschmühle im Ortsteil Rennersdorf-Neudörfel. Ein Plus wirft der Wald seit 2019 nicht mehr ab. Der Grund: schwere Sturmschäden und der Borkenkäfer. Der frisst nahezu 45 Jahre alten Fichtenbestände von heute auf morgen auf. Holger Fleischer kennt sich da bestens aus. Er betreut im Auftrag des Staatsbetriebes Sachsenforst den kommunalen Waldbestand von Stolpen. Und so konnte er in seiner alljährlichen Bilanz auch nichts Gutes mehr verkünden. Der Stolpener Stadtwald ist in seinen Fichtenbeständen so gut wie tot, sogar ein Teil der Laubbäume sind verdorrt. 

Künftig kostet der Wald noch extra

Er prognostiziert, dass die Stadt auf großer Fläche den Waldbestand verlieren werde, der eigentlich das Kapital sein sollte. Der Stadtwald werde in den nächsten Jahren ein Zuschussgebiet werden. Denn dem Einschlag folgt die Wiederaufforstung und das wird teuer. Dazu kommt, dass die Preise für den Holzverkauf immer weiter sinken aufgrund des Überangebotes. Im Januar dieses Jahres hat die Stadt Stolpen reagiert und einen Förderantrag für die Aufforstung gestellt. So ist unter anderem vorgesehen, 3.000 Rotbuchen zu pflanzen, 200 Weißtannen, 100 Vogelkirschen und sogar 800 Roteichen.  Im Bereich der Buschmühle im Stolpener Ortsteil Rennersdorf-Neudörfel sollen zusätzlich noch 100 Esskastanien gepflanzt werden. Der Fachmann setzt auf Verjüngung. 

Darüber hinaus regten die Stolpener Stadträte Roman Lesch und Detlef Wächtler (beide CDU) an, dass die Stolpener doch selbst etwas für ihren Wald tun könnten und hatten die Baumpflanzidee in den Raum geworfen.  Der Stolpener Grünen-Stadtrat Henry Ruhland griff den Ansatz auf und hat das Projekt unter dem Titel "Tu was - unser Stadtwald braucht Hilfe" weiter gedreht.  

Er erklärt: "Wir wollen den Einwohnern die Möglichkeit geben, etwas zur Rettung des Stadtwaldes zu tun. Jeder kann sich aktiv betätigen. Das kommt der Stadt zugute und eben auch den Einwohnern." Das ganze könne generationsübergreifend geschehen. Die Basaltus-Grundschule ist da bereits mit gutem Beispiel vorangegangen und hatte an einer Pflanzaktion an der Buschmühle teilgenommen. In der Vergangenheit waren bereits der Stolpener Jugendclub und die Jugendfeuerwehr aktiv, unter anderem im Stadtwald unterhalb der Burg Stolpen.

Mehr Bürgerengagement - weniger Zuschuss

Doch ganz so einfach ist es offenbar nicht. In den Stadtwald gehen, totes Holz herausräumen und neue Bäume pflanzen, ist schwieriger als gedacht. Grundsätzlich gab es Zustimmung zu solchen Aktionen. Allerdings gab Holger Fleischer auch einiges zu bedenken. Denn der Förderantrag zur Wiederaufforstung hat offenbar so einige Tücken. Wenn zum Beispiel die Stadt Eigenleistungen erbringe oder eben die Einwohner, gebe es weniger Zuschüsse. Die 75-prozentige Förderung der Kosten gebe es nur, wenn die Arbeiten ein Dienstleister übernimmt. Auf diese Weise könnten 4.200 neue Bäume gepflanzt und 400 Meter Zaun gebaut werden.  Helfen die Einwohner von Stolpen, würden nur die Materialkosten gefördert.

Deshalb sollte man sich überlegen, ob man speziell bei diesem Programm auf Freiwilligeneinsätze verzichtet, so Holger Fleischer. "Es gibt auch noch andere Flächen und Möglichkeiten, sich waldbaulich zu betätigen", sagt der Experte. Grundsätzlich sei man über solche Hilfen dankbar. Allerdings müssten diese auch von den Mitarbeiter des Forstbezirkes begleitet werden und deren personelle Kapazitäten sind nicht unerschöpflich. Außerdem sollte man an die Folgekosten denken. Werden zum Beispiel ein Hektar aufgeforstet laufen in den nächsten fünf bis sieben Jahren etwa 7.000 Euro an Folgekosten auf, weil die jungen Bäume auch gepflegt werden müssen. Deshalb empfiehlt er, für kleinere Flächen auch Patenschaften. Die Hilfsaktion für den Stolpener Stadtwald soll dennoch starten, so Henry Ruhland. In der nächsten Zeit sollen nun solche Flächen ausgesucht werden, auf denen sich die Stolpener betätigen können.

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