Von Thilo Alexe
Die städtischen Bibliotheken erweitern ihr engmaschiges Netz um eine Filiale. Sie soll im Oktober eröffnen, eine Postadresse hat sie aber nicht. Die 23. Filiale ist rein virtuell. Seit Freitag wird sie im Internet aufgebaut – bislang nur als eine Plattform für die Wünsche der Dresdner an die neue Bibliothek. Doch ab dem 24. Oktober sollen die Nutzer per Mausklick Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik auf ihre Computer laden können. Zudem plant Bibliotheksdirektor Arend Flemming dieses Angebot auch für transportable Lesegeräte – sogenannte Reader. Auf die Rechner in Buchform spielt die Bibliothek Text- oder Musikdateien für mehrere Wochen auf.
Flemming empfindet das Angebot nicht als Konkurrenz zur herkömmlichen Leih-Bibliothek. Es gehe vielmehr darum, vielschichtig aufgestellt zu sein und neue Verbreitungsmöglichkeiten zu nutzen. Schwierigkeiten bereiteten derzeit noch Lizenzfragen. Flemming hofft auf Unterstützung des Landes.
Doch auch ohne die virtuelle Filiale legen die Städtischen Bibliotheken zu. Für das vergangene Jahr verbuchen sie einen leichten Zuwachs bei Ausleihen (rund 5,4 Millionen) und Nutzern (68 314). Zu den „Rennern“ zählten Bücher von Ken Follett, Joanne K. Rowling und Hape Kerkeling. Bei den Film-DVDs wurde „Keinohrhasen“ am häufigsten ausgeliehen.
Mit mehreren Aktionen will Flemming mehr Männer anlocken. Die Zahl der weiblichen Nutzer sei doppelt so hoch wie die der männlichen. Plakate, Lesungen sowie Regale mit Sach- und Politikbüchern sollen Männern Lust aufs Lesen machen.. „Den Playboy legen wir aber nicht aus“, sagte Flemming.
Er warb wie Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) für den Kulturpalast als neuen Standort. Nach dem Umbau, der 2014 abgeschlossen sein soll, erhalte die im World Trade Center untergebrachte Hauptbibliothek im Zentrum einen neuen Platz. „Das macht den Kulturpalast zum Palast für alle“, sagte Flemming. Orosz hob den generellen Auftrag der Bibliotheken hervor: „Es geht hier um Bildung.“
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