Von Thomas Riemer
Seit gut einer Woche rollen zumeist nachts schwerbeladene Lkw von Freyler in Riesa über die B 169 gen Glaubitz. Hinter dem PTFE-Werk schießt jetzt ein neuer Industriegigant buchstäblich in den Himmel. Auf rund 45 000 Quadratmeter Fläche nämlich baut das Stahlcenter Riesa (SCR) eine nagelneue Produktionshalle inklusive einer Freifläche sowie Bürotrakt.
Auch die Verwaltung
zieht mit um
Zwei Seelen schlagen in Matthias Wagners Brust. Als geschäftsführender Gesellschafter wäre er sehr gern in Riesa geblieben. Doch Glaubitz ist eine neue Chance für das SCR. „Wir werden dort auch unsere Verwaltung, die bislang in Dresden war, mit unterbringen“, so Wagner. Und der Standort Glaubitz sei für das Unternehmen eine gute Wahl.
Dass Riesa als Produktionsstätte perspektivlos geworden ist, hat nichts mit der Stadt selbst zu tun. Außer: Eine Fläche von der Größenordnung, die das SCR braucht, gibt es hier nicht. In der bisherigen Halle war man eingemietet. Besitzer Arbonia hat sie aber an Feralpi verkauft. Und Feralpi braucht sie wohl bald selbst, bat deshalb um Auflösung des Mietvertrages per 31. Dezember dieses Jahres.
Doch noch ein anderer Grund ist es, der das Stahlcenter von der Schönberg-Straße wegzieht. Seit langem beklagen Anwohner den Krach. „Wir sind nicht lauter als andere, liegen aber näher am Wohngebiet“, so Matthias Wagner. Ein Ausweich-Projekt in der Elbestadt sei spätestens nach den Ergebnissen eines Lärmschutzgutachtens gescheitert.
Nicht einmal ein Zwei-Schicht-Betrieb wäre danach wegen des Produktionslärms möglich gewesen. Auch Ex-Oberbürgermeister Wolfram Köhler konnte letztlich den SCR-Entschluss nicht aufheben, zumal auch ein Bahn-Anschluss nicht zur Verfügung stand.
Jetzt also wird es in Glaubitz weitergehen. Gründe für den Standort gibt es mehrere. „Wir haben eine gute Belegschaft, die wir behalten wollen“, so Geschäftsführer Wagner. Die Fahrtwege für die rund 45 Beschäftigten würden sich in Grenzen halten. Ebenfalls wichtig für die Standortwahl sei die Nähe zu Feralpi und der Sächsischen Bewehrungsstahl GmbH in Glaubitz selbst gewesen.
Auf dem riesigen Grundstück am Rande des Gewebegebietes entsteht momentan eine rund 14 000 Quadratmeter große Produktionshalle. Rund 4 000 Quadratmeter Freifläche für die Produktion und 1 000 Quadratmeter Büros kommen hinzu. „Die Halle wird so gebaut, dass wir auch Neues, zum Beispiel Stahlprodukte für den Tiefbau, machen können“, so Matthias Wagner. Rund 7,5 Millionen Euro investiert das Stahlcenter in den Neubau. Trotz des Termins 31. Dezember spricht der Geschäftsführer aber nicht von Zeitdruck. Zumindest der Einzug in die neue Halle sei zum 31. Oktober möglich. Den Firmensitz von Dresden nach Glaubitz zu verlegen, werde etwas länger dauern.
Für das Tempo im Amt
gibt es ein Lob
Die Glaubitzer selbst haben bislang vom neuen „Einwohner“ nur wenig mitbekommen. Denn das Stahlcenter-Areal liegt weitab jeglicher Wohnbebauung, einem Dreischicht-Betrieb steht nichts im Wege. Matthias Wagner lobt das Amts-Tempo, mit dem die Formalitäten vor sich gingen. „Bürgermeister Lotze hat schnell reagiert, auch das Landratsamt“, sagt er. Man habe deutlich gespürt: „Die wollen diese Ansiedlung.“