Von Angelika Hoyer
Hinter der hellen Fassade des Hauptgebäudes liegt die hohe Werkhalle. An Wänden und Rohren haben sich Ruß und Staub als schwarze Schicht abgelagert. Mit großen Hämmern schlagen in der Putzerei Männer die Gusstrauben auseinander. Nebenan kreischen Trennscheiben und erzeugen einen Funkenregen. Die Arbeit in einer Gießerei ist trotz aller Modernisierung immer noch schwer und laut. Im Mittelpunkt des Schmelzbereiches stehen die beiden Mittelfrequenztiegelöfen. Nachdem die im Jahr 1991 eingebaut worden waren, verschwand der berüchtigte braune Rauch, der bis dahin beim Blasen über der Stahlgießerei aufstieg. „Wir wussten seinerzeit, dass ohne die Erneuerung der Schmelztechnik eine Privatisierung keinen Sinn macht“, erinnert sich Egmont Weidner.
Ein schwerer Anfang
Der Geschäftsführer gehörte zu den vier Männern, die sich entschieden hatten, den Betrieb von der Waggonbau AG zu erwerben, als er zum Verkauf stand. Lange hatten sie vorher gerechnet, dann Kredite aufgenommen und Bürgschaften vorgelegt. Vielleicht wird Egmont Weidner im Mittelherwigsdorfer „Gütchen“ beim diesjährigen Betriebsvergnügen noch ein paar Worte über die Anfangsjahre verlieren. Aber nicht viele, denn aus seiner Sicht ist in den 15 Jahren danach eigentlich nichts Spektakuläres passiert. Sicher, der Anfang war schwer. Es gab Kurzarbeit und schließlich nur noch Arbeit für 112 und nicht mehr 300 Leute. Zuerst brachen die alte Kundschaft und der Export nach Osteuropa weg. „Aber inzwischen“, sagt Weidner, „produzieren dort heute wieder Firmen Schienenfahrzeuge und Landmaschinen und sind inzwischen unsere Auftraggeber.
Vier Jahre nach der Privatisierung schrieb das Unternehmen erstmals eine schwarze Null und wirtschaftet seither kontinuierlich im Plus. Dieses Jahr soll die Acht-Millionen- Grenze beim Umsatz überschritten werden. Stapelweise landen inzwischen Nachfragen potenzieller Kunden auf dem Tisch des Geschäftsführers. Der Aufschwung im Maschinenbau schlägt sich in den Auftragsbüchern der Gießerei nieder. Ob Einzelteile oder Serien von 100 oder 1 000 Teilen, die Olbersdorfer Stahlkocher sind auf die verschiedensten Kundenwünsche eingestellt. Dabei werden die Gussteile immer komplizierter. Inzwischen geht der Trend immer mehr zu einbaufertig bearbeiteten Teilen.
Nachwuchs selbst ausgebildet
15 bis 20 Tonnen Schrott und Roheisen wandern täglich in die Elektroschmelzöfen und verlassen als silbergraue Teile die Firma. Partner in Tschechien übernehmen – sofern vom Kunden gewünscht – die mechanische Bearbeitung. Den Nachwuchs an Schmelzern und Modellbauern bildet sich die Firma selbst aus. Derzeit gehören drei Azubis zu den 135 Mitarbeitern.