Von Andy Dallmann
Als Opfer fühle er sich nicht, auch wenn er anfangs schier ohnmächtig vor Wut gewesen sei. Hans-Jürgen Lachotta, Geschäftsführer des Dresdner Star Clubs, sieht es inzwischen als Chance, dass sein Haus ab 1. Januar unter neuem Namen laufen wird. „Inhaltlich ändert sich überhaupt nichts“, versichert er. „Wir müssen einfach nur eine neue Marke fürs gleiche Produkt etablieren.“
Die alte Marke, die seit 15 Jahren für ein einzigartiges und landesweit gerühmtes Konzertprogramm steht, ist künftig für Lachotta und sein Team tabu. Denn diese Marke gehört seit gut einem Jahr dem Musikkonzern Universal Music, der jetzt Nägel mit Köpfen macht. Allerdings hatte das Deutsche Patent- und Markenamt bereits am 2. November 2006 den entsprechenden Eintrag vorgenommen.
Wochen später bekamen Clubs in ganz Deutschland ziemlich unerfreuliche Post: Weil sich Universal explizit die Rechte an der Wort-/ Bildmarke in Zusammenhang mit „sportlichen und kulturellen Aktivitäten; Betrieb von Museen, insbesondere Darbietungen, Veranstaltungen für kulturelle Zwecke“ gesichert hatte, so der offizielle Wortlaut. Und zudem weitere Rechte wie „Verpflegung; Beherbergung von Gästen; Betrieb eines Restaurants, Betrieb eines Hotels“ geltend machte. Zumindest begründeten damit die Anwälte des Unternehmens gegenüber Dutzenden Lokalitäten, dass sie ihnen eine Umbenennung nachdrücklich ans Herz legten. So dem Star Club in Dresden, aber auch dem in Mainz.
„Unser Anwalt hielt es immerhin für möglich, dass wir in der ersten Instanz gewinnen“, sagt dessen Betriebsleiter Batu Aslan. „Überzeugt war er hingegen davon, dass es danach weitergehen würde. Und gegen einen Gegner wie Universal wollten wir schon aus Kostengründen gar nicht erst in den Ring steigen – auf lange Sicht hätten wir sicher verloren und wären zudem arm geworden.“ Also strich er zähneknirschend das Wort Club aus dem Namen und betreibt nun an gleicher Stelle, mit gleichem Programm das Etablissement „Star“.
Ein ähnlicher, eher kosmetischer Eingriff kam für die Dresdner nicht in Frage. „Wir haben lange nach einem Begriff gesucht, der garantiert von niemandem sonst benutzt wird und zu dem auch noch die passende Internet-Adresse verfügbar ist“, erklärt Hans-Jürgen Lachotta. „Irgendwann sind wir bei Beatpol gelandet – und so wird der Club künftig heißen.“ Eine Übergangsfrist bis Ende des Jahres bleibt, um den möglichst reibungslosen Übergang in die neue Ära vorzubereiten.
Ab 1.Januar ist der Begriff Star Club aus Dresdens Kulturlandschaft getilgt, so will es der Marken-Inhaber. Lachotta: „Es geht ja wirklich nur um den Namen – die Leute werden sich an Beatpol schon gewöhnen. Und ehrlich: Als wir vor 15Jahren starteten, fand ich die Bezeichnung ,Star Club’ überhaupt nicht cool.“
Offen ist bislang, was Universal Music mit den Markenrechten anstellen will. Szene-Kenner halten es für möglich, dass der Konzern demnächst unter dem Label „Star Club“ eine Konzertsaal-Kette mit etlichen Filialen etablieren will. Eine entsprechende SZ-Anfrage an die Berliner Zentrale des Unternehmens blieb gestern unbeantwortet.