Schuster bleib bei deinem Leisten

Weinböhla. Es war ein Zufall, dass Heike Böttger auf den Leisten gekommen ist und die Idee hatte, etwas Schönes daraus zu machen. "Eines der wichtigsten Werkzeuge und gleichzeitig Symbol für die Schuhmacherkunst ist der Leisten. Er ist eine Kopie des menschlichen Fußes und gleichzeitig Arbeitsfläche", erklärt die Weinböhlaer Künstlerin. Ein guter Leisten bilde somit die Grundlage für einen perfekten Schuh, der für die Form und den Sitz des Schuhs verantwortlich sei.
Die Idee wurde umgesetzt, und vor ziemlich genau einem Jahr war im Wasserschloss Oberau zu bewundern, was zwölf Menschen mit Liebe zur Kunst so aus einem Leisten schaffen können. Weil die Schau bei den Besuchern so gut ankam, entstand die Idee, sie wandern zu lassen. Die zweite Station wird ab kommenden Sonntag, 24. Mai, im Heimatmuseum Weinböhla sein, das damit seine diesjährige Saison eröffnet.
Auch hier sollen die Werke - wie schon in Oberau - von Besuchern angefasst, bestaunt und beschmunzelt werden können, so Heike Böttger. Reinhard Krönert, der Leiter des Heimatmuseums, habe auf ihre Anfrage zunächst skeptisch reagiert, weil er sich unter dem Leisten alles andere als das Arbeitsmittel eines Schusters vorgestellt habe, erzählt sie. "Mir ging es seinerzeit genauso, als man mir zum Feuern meines Kamins im Atelier Ampere eine Kisten Leisten zum Verbrennen mitgebacht hatte."
Da habe sie nun gestanden, "eine Kiste mit wunderschönen Leisten, die nicht in den Kamin, sondern in die Hände einiger Aussteller gelangten. Das verrückte Missverständnis zeigte auch, was man auch verbal mit dem Wort Leisten alles anfangen kann". Davon können sich nun auch die Besucher im Heimatmuseum Weinböhla inspirieren lassen.

Viele Menschen kennen den Ausspruch: Schuster, bleib bei deinem Leisten. Heike Böttger erklärt, was es damit auf sich hat: Aus einer überlieferten Anekdote von Plinius dem Älteren über den antiken Maler Apelles, der zu einem Schuster, der neben der von ihm gemalten Sandale auch die Anatomie der dargestellten Person kritisierte, gesagt haben soll: „Ne sutor supra crepidam!“ - „Der Schuster soll nicht über seinen Leisten hinaus urteilen!"
Im Heimatmuseum werden ab kommenden Sonntag rund 50 gestaltete Leisten präsentiert. "Diese originelle Ausstellung kann jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr unter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen bis einschließlich 2. August besucht werden", so Museumsleiter Reinhard Krönert.
Heike Böttger wünscht sich, dass dann aber noch nicht Schluss ist und die Schau weiter wandern kann: "Wir hoffen, dass sich der Wanderung noch mehr Menschen anschließen, denn für Nachschub der Leisten ist gesorgt."
