Stehen Bautzens Bürgerhäuser zum Verkauf?

Bautzen. Die Bagger kommen. Im Mai beginnen die Arbeiten an den Bautzener Bürgerhäusern. Doch wer hofft, dass nach Jahren des Stillstandes nun endlich die Sanierung startet, der wird enttäuscht. Wenn im Frühjahr an den maroden Häusern gearbeitet wird, dann geht es in erster Linie um Sicherungsarbeiten. Ziel ist es, die Gebäude an der Inneren Lauenstraße vor dem weiteren Verfall zu schützen.
Baubürgermeisterin Juliane Naumann erklärt, wie die Arbeiten ablaufen werden. Von der Rückseite der Häuser, also von der Mühltorgasse aus, werden die Bauleute mit der Sicherung beginnen. Naumann erinnert an die Arbeiten im Sommer 2017, als ein Teil der instabilen Hinterhäuser abgerissen wurden. Damals baute die zuständige Firma mit Schotter eine Rampe auf der Mühltorgassen auf. Die war notwendig, damit die Baufahrzeuge von der Straße zum höher gelegenen Grundstück gelangen konnten. „So ähnlich wird es auch diesmal aussehen“, erklärt die Baubürgermeisterin. Für Autofahrer soll es während der Bauphase aber kaum Einschränkungen geben.
Eine traurige Geschichte
Der Zustand der historischen Gebäude ist inzwischen mehr als besorgniserregend. Erst im Oktober stürzten Teile des Treppenhauses in sich zusammen. Seitdem ist die Fassade an der Inneren Lauenstraße eingerüstet. Aber nicht deshalb, um die Gebäude zu stützen. Die Häuser, die direkt an der Inneren Lauenstraße stehen, sind sicher, erklärt Juliane Naumann. Die Baubürgermeisterin betont, das Gerüst schütze lediglich die Straße und damit Fußgänger und Autofahrer vor Dachziegeln, die möglicherweise herabfallen.
Die traurige Geschichte der Gebäude begann vor mehr als zwölf Jahren. Damals stürzten während Sanierungsarbeiten Teile der Hinterhäuser in sich zusammen. Daraufhin verklagten sich die Beteiligten gegenseitig. Während vor Gericht gestritten wurde, versank das historische Gebäudeensemble in einen Dornröschenschlaf, der heute immer noch anhält.
Die Zeit ist bei solchen Immobilien ein entscheidender Faktor, erklärt Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD). Lieber heute als morgen würde er an den Bürgerhäusern einen Baufortschritt sehen. Doch viel Hoffnung hat Bautzens Stadtoberhaupt nicht. Nach Gesprächen mit dem Hauseigentümer kommt Ahrens zu dem Schluss, der Besitzer sei nicht mehr richtig motiviert, mit der Sanierung fortzufahren.
Hausbesitzer legt sich nicht fest
Auch Juliane Naumann hat mit dem Hausbesitzer gesprochen. „Er wollte sich nicht festlegen, ob er selbst die Sanierung noch durchführen will“, sagt sie. Die Baubürgermeisterin spricht sogar von Verkaufsgesprächen, die der Eigentümer geführt haben soll. Der Besitzer habe ihr gegenüber aber auch signalisiert, dass diese Gespräche erfolglos waren. Offenbar geht es dabei ums Geld. So wolle der Besitzer seine Immobilie nicht für einen symbolischen Euro, sondern für weit mehr verkaufen, erklärt Juliane Naumann.
Will der Besitzer, der Unternehmer Thomas Kasselmann aus Paderborn, die Häuser also tatsächlich loswerden? Der Eigentümer antwortet auf diese Frage mit einem Vergleich. Ein Kaufmann, der 160 Oldtimer besitzt, würde sich natürlich auch von Oldtimer Nummer 101 trennen, sagt er und fügt hinzu: „Wenn das Angebot passt.“ Kasselmann bestätigt, er würde mit Interessenten reden, wenn diese auf ihn zukommen. Er selbst habe die Häuser aber noch nirgends annonciert. Aktuell gebe es auch keine Verkaufsverhandlungen.
Zuletzt hatte der Hausbesitzer von flexibel gestaltbaren Wohnungen gesprochen, die er in Bautzen errichten will. Die Vorderhäuser wollte er auf jeden Fall erhalten. Auf der freien Fläche hinter den Bürgerhäusern plante Thomas Kasselmann einen Neubau und Parkmöglichkeiten.