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Stehende Ovationen für einen charmanten und unterhaltsamen Akteur

Im Stadtkulturhaus nahm am Freitag die Dresdner Schauspiellegende Peter Herden endgültig Abschied von der Bühne.

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Von Thomas Morgenroth

Mit Kusshand, einer tiefen Verbeugung und einem herzlichen Dank an sein „wunderbares Publikum“ beendete der legendäre Dresdner Schauspieler Peter Herden am Freitag im Stadtkulturhaus Freital seinen letzten Bühnenauftritt. In Breslau, noch als Student, hatte Herdens beispiellose Karriere vor mehr als siebzig Jahren begonnen; vor den Toren Dresdens, der Stadt, die seine erste richtige Heimat wurde und in der er seit 1949 mehr als 220 Rollen verkörperte, endet sie. Unwiderruflich? „Ich schwöre es“, sagte er feierlich und hob zur Bekräftigung seine rechte Hand.

Seine Fans werden ihn vermissen, erst recht nach dieser Veranstaltung, die einmal mehr den Genius des Akteurs bewies, der in seinen besten Zeiten bis zu 33 Vorstellungen im Monat gab. Peter Herden, der im Mai 91 Jahre alt wird, erwies sich als ein unterhaltsam, charmant und launig plaudernder Gast in der Reihe „Höchstpersönlich“, moderiert und gestaltet von Kulturhausdirektor Gert Knieps. Herden gingen auch nach drei Stunden weder die Themen noch die Konzentration aus.

Die 170 Zuschauer in der ausverkauften Laterne, viele hochbetagt wie der Schauspieler, honorierten Herdens mit Anekdoten gewürzte Erinnerungen am Ende mit stehenden Ovationen. Lachsalven erntete der Schauspieler, als er erzählte, wie er 1953 beinahe als Spion verhaftet wurde, weil er Notizen zu dem Defa-Film „Geheimakten Solvay“ im Gepäck hatte, oder als die Schaffner vor ihm im Zug salutierten, weil er wegen einer anderen Rolle in Uniform reiste.

Wurden Namen einstiger und jetziger Schauspielgrößen erwähnt, wie Antonia Dietrich, Alfred Struwe oder Rolf Hoppe, ging ein vielstimmiges Raunen durch das fachkundige Publikum. Einer kam selbst: Rudolf Donath (77), der von 1989 an als König Artus mit Herden als Lancelot in Christoph Heins „Ritter der Tafelrunde“ in Dresden auf der Bühne stand.

Filme, Interviews und Gäste

Gert Knieps erwies sich einmal mehr als sehr gut vorbereiteter Gastgeber. Er wartete mit Fakten auf, gab Peter Herden Stichworte, zeigte sorgfältig ausgewählte Filmausschnitte, zum Beispiel aus „Papas neue Freundin“, und gefilmte Interviews. Nicht alle seiner Überraschungsgäste konnten seiner Einladung folgen, so waren sie wenigstens auf der Leinwand anwesend.

Der Tenor Peter Renz zum Beispiel, heute Mitglied der Komischen Oper Berlin, der 1975 erstmals mit Peter Herden auf der Bühne stand. In der Staatsoperette Dresden sang er die Partie des Freddy in „My Fair Lady“, dem Musical, mit dem Herden als Higgins zur Legende wurde. Vor Renz sang Hilmar Meier diese Rolle. In Freital gab er nun den Doolittle. Zuvor sang auch ein Ensemble der Musikschule zwei Lieder aus „My Fair Lady“.

446 Mal stand Herden als Professor Higgins auf der Bühne. Ein Filmausschnitt zeigte ihn singend bei der Premiere am 30. Oktober 1965 mit Bühnenpartnerin Marita Böhme als Eliza: „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn“. So also klingt Unsterblichkeit.