Uwe Steimle: „Ich werde benutzt“

Dresden. Die Diskussion um Uwe Steimle nimmt kein Ende. Zunächst hatte der Vorschlag der AfD für Ablehnung gesorgt, dem Kabarettisten die Ehrenmedaille der Stadt Dresden zu verleihen. Nun wurde eine Petition dazu gestartet. Von dieser wusste aber Steimle nichts, und er findet klare Worte zu dem Vorgang.
Die Ehrenmedaille ist die zweithöchste Auszeichnung, die die Stadt Dresden an besonders verdienstvolle Bürger und Menschen, die sich für Dresden engagieren verleiht. Der Stadtrat muss mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen.
Zu ihren Trägern zählen beispielsweise der ehemalige Landeskonservator Gerhard Glaser, der Vorsitzende des Fördervereins Bau der Synagoge in Dresden Siegfried Reimann, Dresden-Trust-Gründer Alan Russell, der Chef des Dixieland Festivals Joachim Schlese, Theologe Frank Richter, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden Nora Goldenbogen, Dresden-Filmemacher Ernst Hirsch und Schlagersänger Roland Kaiser.
Steimle wurde zunächst von der AfD vorgeschlagen. Das stieß auf heftige Kritik, weil der Kabarettist auch immer wieder mit neurechten Zusammenhängen in Verbindung gebracht wird und der MDR seine Sendung absetzte.
Nun hat Barbara Lässig eine Petition gestartet, mit der Dresdner den Vorschlag, Steimle die Medaille zu verleihen, unterstützen sollen. Lässig ist Stadtbezirksbeirätin für die Freien Wähler und arbeitet in der AfD-Fraktion im Rathaus.
Steimle wusste von diesem erneuten Vorstoß nichts. Er sei gerade in Berlin und habe von dem Vorschlag in der Sächsischen Zeitung gelesen, sagt er. "Mit mir hat niemand darüber gesprochen." Die Medaille und damit verbundene Auszeichnung und Würdigung sei "viel zu wertvoll", um damit Spielchen zu treiben. "Und das sind Faxen."
Er sei entsetzt. Ich möchte das nicht. Ich werde hier benutzt, um eine bestimmte Partei ins Spiel zu bringen", sagt Steimle und meint die AfD. "Ich möchte mit diesem Thema nicht weiter in Zusammenhang gebracht werden", stellt der Schauspieler klar. "Man könnte auch sagen: Ich stehe für diese Medaille nicht zur Verfügung."
Er empfinde es zwar als Ehre, überhaupt in Betracht gezogen zu werden, aber nicht so. "Wenn die Linke mich gefragt und vorgeschlagen hätte, wäre das vielleicht anders", erklärt Steimle. Das sei die Partei, die er wähle und mit der er in Kontakt stehe.
Petentin Lässig sagt, sie müsse Steimle ja nicht vorher fragen. "Schließlich war Uwe Steimle auch bereit, als die AfD ihn vorgeschlagen hat." Der Vorgeschlagene sagt allerdings, auch die AfD habe ihn nicht vorher informiert.
Lässig sieht die Petition als "Stimmungsbarometer", inwieweit die Dresdner die Steimle-Ehrung unterstützen. "Schließlich haben die Grünen behauptet, Steimle werde nicht von der Bürgerschaft unterstützt", so Lässig. "Das glaube ich nicht. Deshalb will ich die Petition nicht zurückziehen."
Steimle relativiert nun: Eigentlich wolle er die Medaille nicht mehr. "Wenn jetzt aber die Mehrheit sagt, ich soll damit ausgezeichnet werden, will ich die Menschen auch nicht vor den Kopf stoßen", so Steimle.
Allerdings, denkt Steimle, dass das Thema "verbrannt" sei. "Wenn schon eine Petition notwendig ist, wird das der Sache nicht gerecht."
Zur Kritik, dass Steimle sich vor einigen Monaten mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Kraft durch Freunde" gezeigt hat, bezieht er auch Stellung. Kritiker sagen, der Aufdruck verherrliche den Nationalsozialismus, sei an die nationalsozialistische Gemeinschaft "Kraft durch Freude" angelehnt. Das ist auch einer der Punkte, weshalb die Grünen Steimle als der Medaille unwürdig bewerten.
"Die ganze Welt schreit sofort 'Nazi', aber keiner hat mit mir gesprochen", so Steimle. "Das war Satire. Ich habe mit Nazis nichts zu tun. Wir leben in einer hysterischen Zeit, das ist nicht gut."