SZ +
Merken

Sternsinger sammeln im Landkreis für Kinder in Not

Zum 50. Mal ziehen Kinder mit Gesang durch deutsche Gemeinden. Auch im Kreis Kamenz sammeln sie Spenden.

Teilen
Folgen

Von Reiner Hanke

Viviane ist heiser und geschafft. Sieben Stunden lang singen – mit ausgiebiger Pause natürlich – das schlaucht. „Heute gehe ich ohne CD’s zu hören ins Bett“, sagt sie etwas erschöpft, aber glücklich nach dem anstrengenden Tag.

Das Mädchen gehört zu den Sternsingern aus der katholischen Kamenzer Pfarrgemeinde Maria Magdalena und ist in die Rolle des Caspars geschlüpft. Einem der Heiligen Drei Könige aus dem Morgenlande. Gemeinsam mit Kim als Melchior, Adrian als Balthasar und den anderen Sternsingern zieht sie dieser Tage von Haus zu Haus. Festlich gekleidet, der Sternträger schreitet voran. Eine andere Gruppe hat sich bei den Kamenzer Geschäftsleuten angekündigt.

Botschaft verkündet

Als Sternsinger verkünden sie die frohe Weihnachtsbotschaft von der Geburt Christi, singen und sammeln Spenden für Kinder in den Armutsregionen der Welt. Dieses Jahr steht die Aktion unter der Überschrift „Sternsinger für die Eine Welt“. Es ist das 50. Singen in Deutschland, ein Jubiläumsjahr. In der hiesigen Region trifft das nicht ganz zu. Pfarrer Michael Kleiner aus Kamenz: „Zu DDR-Zeiten gab es das Sternsingen ja nur in bescheidenem Umfang. So richtig ist es erst nach der Wende damit losgegangen.“ Und fasst zusehends Fuß. Dafür liefert die Sammelbüchse den besten Beweis. So brachten die Mädchen und Jungen mit ihren hellen Stimmen auch wieder Abwechslung in den Alltag der Patienten im Kamenzer Malteserkrankenhaus. „Oh du fröhliche“, „Alle Jahre wieder“, „Kling Glöckchen...“ schallte es über die Gänge.

Ein gutes Anliegen

Und so klingelte es zur Freude der Kinder auch in der Sammelbüchse mit dem goldenen Weihnachtsstern. 400 Euro zählte Gemeindereferentin Elisabeth Lukasch am Abend – wieder ein bisschen mehr als im Vorjahr. Bereits in der Vorwoche waren die Kinder in der Stadt unterwegs und spielten mit ihren Gesang 1200 Euro ein. Zum Beispiel bei Geschäftsleuten, wie Apotheker Niels Franke: „Wenn Kinder für andere Kinder sammeln, denen es nicht so gut geht, unterstütze ich das gern.“ In der Schlosserei Sämann sagt Waltraud Sämann: „Ich kannte den Brauch schon aus dem Emsland von Verwandten.“ Es sei ein gutes Anliegen. Mit welchem Elan die Kinder dabei seien, das gehöre einfach anerkannt und belohnt.

Die Mehrzahl der Kamenzer Geschäftsleute öffne mittlerweile die Tür, das Herz und die Börse, sagt Pfarrer Kleiner.

Und nur wenige fürchten, dass die Dreikönigssinger die Kundschaft verscheuchen könnten. So schätzt Michael Kleiner ein: „Das Dreikönigssingen ist doch eine der sinnvollsten Freizeit-Beschäftigungen, die die Mädchen und Jungen haben können. Kinder helfen Kindern.“ Stolz tragen sie die Spendendose: „Kinder für solche guten Dinge zu begeistern, das ist doch etwas Wunderschönes.“ Als Belohnung winkt meist jede Menge Naschwerk an den Stationen der Spendenrunde. Die wird von Jahr zu Jahr länger. Das sagt auch Grit Mocker von der katholischen Gemeinde in Königsbrück: „Wir haben bei fast allen Geschäften den Haussegen für das Jahr 2008 angeschrieben.“ Die Resonanz sei sehr positiv gewesen. Auch die elfjährige Pauline schwärmt von der Tour. Sogar ein Auto habe angehalten: „Der Fahrer hat uns einen Euro rausgereicht.“ Das gab’s noch nie. Eine Frau habe die bunte Sänger-Truppe auf der Straße gestoppt und ausgefragt: „Wir haben ihr dann alles, die ganze Aktion, genau erklärt“, sagt Pauline. Trotz ein paar Strapazen mache das Singen Spaß dabei, „weil sich die Leute über uns freuen.“

Armutsgebiete unterstützen

Dieses Jahr stehen die Länder Südamerikas und besondere Armutsregionen der Welt im Fokus, erklärt Pfarrer Kleiner. Informationsmaterial zur 50. Aktion zeigt Kinder in ihrer armseligen Wohnung im Müllviertel von Kairo oder berichtet über ein Bildungsprogramm auf den Philippinen. Ein anderes Beispiel erzählt von Clement, Paul und Brian. Sie sind zwölf Jahre alt und beste Freunde. Bis vor zwei Jahren waren sie noch Straßenkinder und lebten in den Slums von Nairobi. Heute sind sie dort Schulkinder und verdanken dies einem Projekt, das von den Sternsingern unterstützt wird. „Unsere Kinder wissen schon, dass es ihnen hier vergleichsweise gut geht“, sagt Grit Mocker. Deshalb möchten sie gern helfen, so wie Paulina und die vielen anderen Kinder.

Im Königsbrücker Rathaus trommelte der Bürgermeister die Mitarbeiter gleich im Saal zusammen. Dann holten die Sänger tief Luft und stimmten das erste Lied an.

Heute sind die Sternsinger zu Hausbesuchen in Schwepnitz und Höckendorf unterwegs. Die Kamenzer Sänger haben sich für kommende Woche unter anderem noch im Landratsamt angekündigt.

Und natürlich schwärmen auch in den sorbischen Gemeinden die Kinder wieder aus. Mehrere Gruppen ziehen heute in Schmeckwitz, Crostwitz und Räckelwitz von Haus zu Haus. Sie sind unterwegs, um zu singen und die frohe Botschaft zu überbringen.