Von Thomas Morgenroth
Auf seinen Gitarren fliegend und reitend, sie treibend und liebkosend flieht Dominic Miller aus dem Fegefeuer und überlebt den Sandsturm, findet seine Liebste, um schließlich in einer rosafarbenen Herberge die Welt zu einer Sause einzuladen, auf deren Höhepunkt er eine marokkanische Rolle vollführt. Wie das alles geht, erzählt der Musiker am Sonntag in Pesterwitz. Auf sechs Saiten. In der Jakobuskirche stellt Miller sein neues Soloalbum „ad hoc“ vor, auf dem sich Titel wie „Exiting Purgatory“, „Scirocco“, „Eva“, „Hotel Pink“, „World Party“ und „Moroccan Roll“ finden.
Es ist eine Sammlung wunderbarer emotionsgeladener Soundexkurse, die von zärtlich-melodischen Stücken über Meditationen hin zu Jazz-Rock à la Weather Report reichen. Dominic Miller erweist sich einmal mehr nicht nur als herausragender Band-Gitarrist, der den Weltstar Sting auf Touren und im Studio begleitet, sondern auch als ein solistischer Könner und als ein Komponist der Extraklasse, der seine Musik zudem selbst arrangieren und die Aufnahmen produzieren kann.
Miller hat das Album mit erlesenen Musikern im Maarwegstudio 2 in Köln eingespielt. Er habe sie in erster Linie wegen ihres Instinkts ausgewählt, unterstreicht er in den Liner Notes. Kreative Unterstützung bekam er zum Beispiel von dem gebürtigen Marokkaner Rhani Krija, der Perkussionsinstrumente aus aller Herren Länder beherrscht und schon mit Don Byron, Xavier Naidoo und Sarah Connor gearbeitet hat. „Er bringt Leben, Freude und Humor in die Musik“, meint Dominic Miller.
Mit dabei sind außerdem der Schwede Lars Danielsson an Stehbass und Cello, der mit seinem singend-warmen kultivierten Ton und lässigem Groove Garant für ein sinnliches Hörvergnügen ist. Das vermittelt auch der aus dem Schwarzwald kommende Trompeter und Keyboarder Sebastian Studnitzky. Mit Eda Zari aus dem albanischen Tirana ist eine ganz besondere Künstlerin mit von der Partie. Der lyrische Koloratursopran der staatlich geprüften Opernsängerin, die inzwischen in Deutschland lebt, besitzt eine unglaubliche Strahlkraft, er fesselt die Hörer mit großer Leidenschaft, Energie und Tiefe. Aus Wales kommt Dylan Fowlers, der sich auf die Lap Steel Guitar spezialisiert hat, und der in Newcastle aufgewachsene Geiger Peter Tickell hat sich zuletzt in Kooperationen mit Sting („If On A Winter’s Night“) und Maybe Myrtle Tyrtle seine Meriten verdient. „Er spielt jede Note, als würde sein Leben davon abhängen“, sagt Miller über ihn.
International geht es zu, das ist bei Miller kein Wunder: Er wurde 1960 als Sohn eines US-Amerikaners und einer Irin in Buenos Aires geboren, wuchs zehn Jahre in Argentinien auf, kam über Wisconsin, USA, nach London und lebt heute in der Provence in Frankreich. Bekanntheit erlangte Miller durch seine Zusammenarbeit mit dem Engländer Sting, dem Mitgründer der New-Wave-Band Police, der seit dreißig Jahren solistisch erfolgreich ist. Miller ist seit 1991 festes Mitglied in dessen Band.
Aus diesem Pool bedient sich Dominic Miller für seine eigenen Tourneen. So kommt er auch nach Pesterwitz mit an Sting geschulter Unterstützung: Nicolas Fiszman (Bass), Tony Remy (Gitarre) und Rhani Krija (Perkussion), der ja schon auf dem Album mit Miller aus der Hölle flieht.
Dominic Miller, Support: Karasol (Silvio Schneider und Karolina Trybala), 25. Mai, 19 Uhr, Kirche Pesterwitz, Tickets unter www.jazztage-dresden.de.