Von Anja Weber
Stolpen. Noch steht bei Stolpen eine Null bei der Zahl von Asylbewerbern in der Stadt. 80 werden es bald sein. Die Stadt hat dem Landratsamt Wohnungen angeboten, auch die Kirche tut das. Das sorgt für Diskussionen. Bereits bei der Informationsveranstaltung zum Thema Asyl vor Kurzem zeigte sich: Es gibt nicht nur Fürsprecher.
Ein Großteil der Einwohner will sich aber offenbar für Toleranz und Mitmenschlichkeit einsetzen. In die rechte Ecke drängen lassen wollen sich die Stolpener erst recht nicht. Trotzdem gab es am Mittwoch eine Kundgebung der fremdenfeindlichen Initiative „Nein zum Heim“. Die lief ohne öffentliche Konfrontation ab.
Bereits am Nachmittag hatten Bürger am Rathaus zwei Banner angebracht mit den Aufschriften: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ nach Goethe sowie „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, wie es im Grundgesetz steht. Damit wollten engagierte Stolpener ein Zeichen für Toleranz und Mitmenschlichkeit setzen, gegen Hass und Hetze. Auch zum Mittwochsgebet in der Stadtkirche kamen ein paar mehr als sonst. Pfarrer Christian Heurich wollte das Mittwochsgebet nicht als politische Gegenveranstaltung zur Kundgebung am Abend verstanden wissen. Die Menschen in der Kirche sollten in Ruhe beten können, sagt der Pfarrer. Die Stolpener Christen haben unter anderem dafür gebetet, dass die Menschen, die ankommen, friedlich aufgenommen werden. Und der Pfarrer hofft, dass unter Gottes Hand menschlicher Hass und Gewalt in Liebe und Frieden gewandelt werden.
Es gibt aber auch ganz irdische Initiativen. Das Hotel „Goldner Löwe“ am Stolpener Marktplatz zum Beispiel steht ganz offen für ein buntes Stolpen. Das Team postet auf Facebook, dass sich der „Goldene Löwe“ für Toleranz, Weltoffenheit und ein menschenwürdiges Miteinander einsetzt. „Wir heißen alle Gäste unserer Stadt in diesem Sinne ausdrücklich willkommen“, steht dort. Und in Stolpen hat sich auch ein Willkommensbündnis gegründet. Etwa 30 Bürger gehören dem an. Sie wollen darauf vorbereitet sein, wenn die ersten Asylbewerber eintreffen.
Willkommensbündnis gegründet
So wollen sie unter andrem dafür sorgen, dass die Asylbewerber Deutsch lernen können und ihnen Kurse anbieten. Andere wollen ihnen auch die Stadt zeigen, den Kindergarten und Ähnliches. Das Willkommensbündnis versteht sich als Ansprechpartner für die Flüchtlinge in der Stadt. Einige der Mitglieder haben sich im Sommer bereits durch die Aktion Zivilcourage und durch die Arbeitsgemeinschaft pro Asyl des Landratsamtes speziell für diese Aufgaben schulen lassen.
Trotz der Ruhe an der Oberfläche scheint die Situation in der Stadt zwischen Asylgegnern und Befürwortern angespannt. Ihre Meinung offen zu sagen, trauen sich offenbar nicht mehr viele, zumindest wollen sie ihren Namen nicht preisgeben. Eine junge Frau fände es zum Beispiel gut, wenn noch ein paar mehr Einwohner nach Stolpen kämen. „Die Stadt hat zwar wieder etwas Zuwachs, weil einige nach Stolpen gezogen sind. Aber noch ein paar mehr wären ja auch nicht schlecht“, sagt sie.
Ein Mann befürchtet hingegen, dass das Landratsamt die Turnhalle an der Promenade beschlagnahmen könnte, wenn Stolpen nicht ausreichend Wohnungen zur Verfügung stellen würde. Bürgermeister Uwe Steglich (FDP) beruft sich auf das Landratsamt. Dort versucht man, Notbeschlagnahmungen von Unterkünften noch zu verhindern. Alles andere seien Spekulationen, und daran wolle er sich nicht beteiligen, sagte der Bürgermeister. Die Stadt ist inzwischen bemüht, noch eine weitere kommunale Wohnung anzubieten, um die Asylbewerber möglichst dezentral unterbringen zu können.