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Stolpener baut die Stadtgeschichte nach

Noch ruhen die Arbeiten am Stolpener Burgmodell. Eigentlich könnte sich Ingo Urban jetzt zurücklehnen und zufrieden sein mit seinem Nachbau. Zeigt er doch auf eindrucksvolle Weise viele Details der Burganlage...

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Von Matthias Haßpacher

Noch ruhen die Arbeiten am Stolpener Burgmodell. Eigentlich könnte sich Ingo Urban jetzt zurücklehnen und zufrieden sein mit seinem Nachbau. Zeigt er doch auf eindrucksvolle Weise viele Details der Burganlage mit ihren vier Höfen, dem Johannis- oder Coselturm, dem Seiger-, Schösser- und Siebenspitzenturm. Doch hat der 41-Jährige längst neue Ideen, um die Burganlage zu erweitern und an Details zu arbeiten. „Ich dachte mir, man könnte doch mal darstellen, wie die Burg früher einmal ausgesehen hat“, erzählt der geschichtsinteressierte Vater zweier Jungs. So holte er sich aus den Archiven der Burg und dem Stadtmuseum weitere Unterlagen und ließ die ersten Aufbauten der seit Jahrhunderten zerstörten Burganlagen wieder auferstehen.

Angefangen hatte alles mit einem alten Apfelbaum, der im Garten der Familie gefällt wurde. „Wir wollten uns die Mühe der Entsorgung ersparen. Da haben wir einfach Erde aufgeschüttet, Steine angelegt und den Hügel bepflanzt“, erinnert er sich.

Viele Bücher gewälzt

Im Frühjahr 2002 kam Ingo Urban die Idee, auf dem Hügel ein Modell der Stolpener Burg zu errichten. „Da hieß es Bücher wälzen, in Unterlagen wühlen, rechnen und Zeichnungen anfertigen“, so Urban. Als gelerntem Tischler war ihm klar, dass das Burgmodell aus Holz gefertigt werden sollte. Drei Jahre später war Ingo Urban stolzer Besitzer einer eigenen Burg.

Ehefrau Yvonne, eine gelernte Dekorateurin, war von Anfang an für den Farbabstrich des 4,20 Meter langen Burgmodells verantwortlich. „Doch kaum war ich mit der Ausmalung fertig, kam mein Mann mit der Säge und erneuerte einzelne Bauteile, um dem Original immer näher zu kommen. Da musste ich also wieder zum Pinsel greifen“, lacht die 37-Jährige.

Der Besuch von Hans-Jürgen Wolf, dem Vorsitzenden des Stolpener Geschichtsvereines, spornte Ingo Urban nun noch mehr an. „Er wollte das Burgmodell unbedingt im Stadtmuseum ausstellen. Da war für mich klar klar, dass ich noch genauer und detailreicher bauen wollte“, so Urban. So verbrachte er jedes freie Wochenende an seinem Modell, tauschte hier einen noch klobigen Turm gegen einen neuen aus, setzte sich an die Ausgestaltung der Innenhöfe oder schnitzte sich die kleinen Burggeschütze zurecht.

Ingo Urban interessierte sich schon lange für die Geschichte. „Mit zwölf Jahren schenkte mir mein Opa ein Buch über die sächsische Militärgeschichte. Das habe ich regelrecht verschlungen“, erinnert er sich noch gut. Auch daran, dass er sich daraufhin Zinnsoldaten wünschte. „Doch da es die nicht gab, besorgte ich mir die DDR-Knetmasse Suralin und bastelte mir daraus meine eigenen Soldaten.“

So entstanden insgesamt 167 Soldaten der Preußischen Infanterie, der Garde Friedrich des II. oder der Sachsengarde. „Und als ich das Burgmodell im Groben fertig hatte und mich wieder an die Figuren erinnerte, hatten sie zufällig genau den richtigen Maßstab.“ Seitdem beleben sie die Innenhöfe der Burg und erfreuen nicht nur die Besucher des Stadtmuseums, in dem das Burgmodell in den Wintermonaten ausgestellt ist. Auch die Gräfin Cosel wandelt über den Burghof.

Ingo Urban hat in den letzten Jahren nicht nur am Modell der Burg gearbeitet. Auch die Stolpener Wasserkunst, die 250 Jahre die Wasserversorgung der Burg sicherte, ist im maßstabsgetreuen Modell entstanden. Das Modell der Stadtkirche ist ebenfalls weit fortgeschritten.

„Die Stolpener Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte inzwischen ihren dritten Kirchturm. Mein Modell soll einmal so wandelbar sein, dass alle drei Bauweisen möglich sein sollen“, so Urban. Zur Weihnachtsausstellung soll das Modell der Kirche fertig sein. „Dann wird sie auch die Uhrzeit zeigen und die Glocken werden richtig läuten“, verrät er schon heute.

Das Burgmodell sowie die Modelle der Stadtkirche und der Wasserkunst sind noch bis Ostern im Stolpener Stadtmuseum ausgestellt. Danach können sie nach Anmeldung im Garten von Ingo Urban besichtigt werden.

Noch mehr Informationen über Ingo Urban und sein Burgmodell finden Sie unter

www.burgmodell-stolpen.de.vu