Von Hartmut Landgraf
Die Stollen-Bäcker in der Sächsischen Schweiz brauchen sich wahrlich nicht zu verstecken. Fünf von ihnen haben sich in dieser Woche auf Initiative der Sächsischen Zeitung nach den Kriterien des Dresdner Stollenschutzverbands prüfen lassen – eine sportliche Herausforderung der Landkreis-Zunft an die Marke „Dresdner Christstollen“, die strikt herkunftsbezogen nur an Bäcker im Großraum Dresden mit den Städten Radebeul, Radeberg, Freital, Pirna und Heidenau verliehen wird.
Von der Jury einhellig zum Sieger gekürt wurde ein Stollen außerhalb des Gütesiegel-Raums: der Weihnachts-Striezel von Feinbäcker Frank Göhler aus Stolpen. Mit 19,51 Punkten lag Göhlers Gebäck nur 0,14 Punkte hinter der Bestmarke, die kürzlich ein ähnlicher Test der SZ unter original Dresdner Christstollen erbracht hatte.
Und diesmal waren die Bandagen noch härter, denn geprüft wurden die Stollen nicht von Lesern sondern von drei Fachleuten und einem Hobbybäcker. Zwei der Jury-Mitglieder können getrost als Stollen-Schwergewichte gelten: Siegfried Heller, seit drei Dekaden Stollenexperte und Mitglied im Dresdner Stollenschutzverband sowie Falk Burkhardt, Obermeister der Bäckerinnung Sächsische Schweiz und einer der wenigen Bäcker im Kreis, die das Gütesiegel Dresdner Christstollen selbst führen dürfen. Burkhardt war sich nach dem Test sicher, einen gütesiegelgeprüften Stollen zum Sieger gekürt zu haben.
Doch bei der Enthüllung der Teilnehmer kam die Überraschung: Der Markenstollen aus Pirna landete nicht an der Spitze. Freilich nur unwesentliche 0,06 Punkte hinter dem Zweiten – da kann eine einzelne Rosine viel bewirkt haben. Außerdem liegen Platz zwei bis vier auf Höhe des Durchschnitts, der sich voriges Jahr dem Vernehmen nach bei den Gütesiegelprüfungen in Dresden ergeben haben soll.
Ehrenvoll bestanden haben die fünf Kandidaten allesamt, glatt 16 Punkte hätten nämlich dafür gereicht. Somit kann als erwiesen gelten, was Innungschef Burkhardt schon vor dem Test sagte: Stollenqualität ist kein Alleinbesitz der Dresdner Bäcker, sie „geht hinterm Horizont weiter“ – egal wie sich der Striezel auch nennen mag. Altmeister Heller: „Am Ende bleibt es eine Frage des Geschmacks.“