Von Gunnar Saft
SACHSE oder kein Sachse? Seit geraumer Zeit wird diese Frage ja wieder diskutiert, wenn es um die Besetzung von politischen Spitzenposten zwischen Plauen und Görlitz geht. Kein Wunder also, dass sich nun vor allem jene Minister, die außerhalb des Freistaates geboren sind, besonders viel Mühe geben, um ewig-sachsen-treu zu erscheinen. Den Anfang machte diese Woche Agrarminister Roland Wöller. Eigentlich soll der am Wochenende nur eine Geflügel-Schau eröffnen. Per Pressemitteilung ging der Minister aber bereits vorab auf Nummer sicher. So lobte der gebürtige Duisburger ausdrücklich die Lausitzer Elsterpurzler und die Dresdner Zwergen, die sich auf der Ausstellung in Leipzig präsentieren werden. Im Gegensatz zu den Stargarder Zitterhälsen oder den Memeler Hochfliegern handele es sich bei diesen Hühner nämlich um „gebürtige Sachsen“, teilte Wöller stolz mit. Kikerikiii! Ein richtiger Sachse hätte das nicht besser machen können.
VON so viel zelebriertem Heimatstolz angestachelt, ließ sich dann auch ein Westfale nicht lumpen, der seit siebzehn Jahren in Dresden zu Hause ist: CDU-Ministerpräsident Georg Milbradt. Der ist kommende Woche in Berlin Schirmherr eines Weihnachtskonzertes von sächsischen Musikern. Und die spielen in der deutschen Hauptstadt nicht irgendeinen Preußenmarsch, sondern historische sächsische Stücke. Das Konzert steht zudem unter dem Motto „Psallite unigenito“, wie Milbradts Staatskanzlei feierlich mitteilte. Übersetzt soll das nichts anderes heißen als „Jauchzt dem Eingeborenen!“. Weil damit auf keinem Fall Milbradt gemeint sein kann, ist es sicher ein Tribut des Herrschers an sein Volk. Georg, der Gewiefte. Auch er lebe hoch!
DAS war es dann aber auch mit den guten Nachrichten für Sachsen, seine fremdländischen Politik-Fürsten sowie für unsere einheimischen Hühner. In Zukunft drohen nur noch schreckliche Gefahren. Herausgefunden hat das ausgerechnet ein NPD-Abgeordneter. So zitierte der Rechtsextreme Winfried Petzold aus einer Bild-Zeitung von 1992. Dort wurde unter der Überschrift „Teuflischste Stasi-Waffe: Mikrowellen“ über geheime DDR-Waffen orakelt, die ein Dresdner Unternehmen hergestellt haben soll. Petzold nimmt die Sache bis heute ernst. So will er nun von Sachsens Regierung erfahren, wo diese Waffen überall im Einsatz sind und ob im Freistaat wieder an Mikrowellen-Waffen gearbeitet wird. Dabei liegt die Antwort auf der Hand: In den meisten Haushalten gibt es längst die Geräte der neuesten Generation. Und die sind nach wie vor tödlich. Vor allem für Hühner. So kann man mit einer schweren Mikrowelle glatt fünf von den Viechern auf einmal erschlagen. Meist enden die Tiere aber als Broiler. Denn viele der gefährlichen Strahlenwaffen haben jetzt einen Grill als Zusatzausrüstung. Herr Petzold hätte die Hühner fragen sollen. Die wissen das