Von Birgit Holzer, SZ-Korrespondentin in Paris
Es hat nicht unbedingt mit dem Seegang an der Cote d`Azur zu tun, wenn in der südfranzösischen Gemeinde Vallauris bei Cannes die Wellen zurzeit hochschlagen. Sondern mit der Befürchtung der Bewohner, vom salzigen Nass gar nichts mehr abzubekommen, weil ihnen der Zugang zum Strand verwehrt wird. Für den saudischen König Salman gelten Sonderregeln. Er ließ sich in den vergangenen Tagen einen eigenen royalen Zugang von seiner Villa zum – eigentlich öffentlichen – Badestrand bauen. Seit 1979 besitzt seine Familie eine imposante Anlage in Vallauris.
Damit der 79 Jahre alte Regent und seine Gefolgschaft das traumhafte Fleckchen am Mittelmeer ganz für sich haben, wird die sandige Bucht mit einer Länge von einem halben Kilometer für den Zeitraum seiner Anwesenheit komplett gesperrt. „Der saudische König regiert über Vallauris!“, verkündete eine Zeitung empört. So ist ihm ein erboster Empfang in dem Städtchen gewiss. Sein Begleittross zählt der Zeitung Le Parisien zufolge bis zu 1 000 Personen, die für ein paar Wochen das süße südfranzösische Leben genießen werden. Rund 440 Zimmer hat die saudische Botschaft in luxuriösen Hotel-Palästen in Cannes und Antibes reserviert – der Wirtschaft in den Touristenorten an der Cote d`Azur dürften die reichen Gäste sehr willkommen sein.
Frankreich zählt Saudi-Arabien zu seinen strategischen Partnern. Verträge, die erst im Juni unterzeichnet wurden, bringen der französischen Industrie 10,3 Milliarden Euro ein. In einem Brief an Präsident Francois Hollande erklärt Bürgermeisterin Michelle Salucki, sie bestehe trotz der berechtigten Sicherheitsvorkehrungen auf der Gleichheit aller: „Wie wollen Sie, dass künftig in den sozial angespannten Vierteln, für die ich verantwortlich bin, das Gesetz noch respektiert wird?“ Nicht alles sei käuflich, sagt auch Gemeinderat Jean-Noel Falcou: „Das ist, als würde man die Mona Lisa einer Einzelperson ausleihen.“ Er hat im Internet eine Petition gestartet, in der er verlangt, dass der Strand weiterhin als Allgemeingut zur Verfügung steht, „anstatt einer ungerechtfertigten Bevorzugung mancher reicher oder mächtiger Personen zum Nachteil der Bürger“. Mehr als 51 000 Personen haben bereits unterschrieben, darunter auch jene Anwohnerin, die kein Verständnis für die Saudis hat: „Es ist normal, dass sie für ihre Sicherheit sorgen – aber uns sollen sie baden lassen!“