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Straßenbauamt lässt „Schwarzen Bär“ stehen

Die Überreste des ehemaligen Gasthofes „Schwarzer Bär“ in Großschirma werden vorerst nicht abgerissen. „Das Straßenbauamt Chemnitz hat definitiv kein Interesse mehr an dem Gebäude“, erklärt der Leiter der Behörde, Karsten Mühlmann.

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Die Überreste des ehemaligen Gasthofes „Schwarzer Bär“ in Großschirma werden vorerst nicht abgerissen. „Das Straßenbauamt Chemnitz hat definitiv kein Interesse mehr an dem Gebäude“, erklärt der Leiter der Behörde, Karsten Mühlmann. Er erteilt damit zugleich der Hoffnung vieler Großvoigtsberger, die Ruine könnte im Zuge des derzeitigen Ausbaus der B101 beseitigt und dafür mehr Sicherheit an der Einmündung der Glückauf-Straße geschaffen werden, eine Abfuhr.

„Die Ecke hier ist kreuzgefährlich, es hat schon mehrere Unfälle beim Abbiegen gegeben“, weiß auch Günter Jehmlich aus Großvoigtsberg. Wegen der noch stehenden Mauern – das Gebäude ist bereits bis auf das Erdgeschoss abgetragen – sei die Bundesstraße kaum einzusehen. Auch könnte auf dem Grundstück ein ordentlicher Fußweg gebaut werden, findet der Anwohner: „Die Besitzerin ist doch bereit, das Gelände abzugeben.“

Das weiß auch Straßenbauamtschef Mühlmann: „Das Angebot wird aber mit Sicherheit nicht angenommen, da wir die Bundesstraße generell umverlegen wollen.“ Derzeit würden mögliche Trassen hauptsächlich näher am Zellwald untersucht. Allerdings seien dabei umfangreiche natur- und artenschutzrechtliche Belange zu berücksichtigen, so der Behördenleiter weiter. Er selbst rechne daher mit „frühestens 2014 plus“ mit einer Verlegung. Seinen Worten zufolge wollte das Straßenbauamt den „Schwarzen Bären“ vor Jahren kaufen, um die Engstelle auf der B101 zu beseitigen: „Aber damals ging kein Weg rein, und nun haben wir umgeplant.“

Das hat Monika Branchheiß als Eigentümerin aber anders in Erinnerung. „Ich war bereit, das Gebäude abzugeben, und der Preis war mir egal. Meine einzige Bedingung war, dass eine Mauer oder eine andere Abschirmung errichtet wird, damit die Laster nicht gerade direkt über den Hof rollen.“

Ausbaupläne zerschlugen sich

Sie habe das Gebäude vor zehn Jahren bei einer Auktion in Dresden für umgerechnet rund 15000 Euro ersteigert. Die Ausbaupläne, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder hatte, hätten sich dann aber zerschlagen. Weil der ehemalige Gasthof derweil immer baufälliger wurde, habe sie zuerst mit Freunden und Bekannten das Dach abgetragen, zwei Jahre später fiel ebenfalls in Eigenleistung der erste Stock.

„Der Schutt liegt jetzt noch im Hof, aber wir bräuchten 20 Container, und einer allein kostet 120 Euro“, sieht sich Monika Branchheiß finanziell überfordert. Ihr Sohn, der auf dem Grundstück wohnt, versuche, auf dem Gelände etwas Ordnung zu halten. „Beim Straßenbau wäre die Gelegenheit jetzt günstig gewesen, auch den Rest wegzuräumen; der Bagger stand ja vor der Tür“, weiß die Eigentümerin, „aber wer sollte das bezahlen?“

Die Stadt Großschirma, zu der Großvoigtsberg gehört, kann derzeit auch nicht in die Bresche springen. „Der Abriss würde rund 30000 Euro kosten. So viel Geld gibt unser Haushalt nicht her, zumal der Posten ja überhaupt nicht geplant ist“, hebt Bürgermeister Volkmar Schreiter (FDP) die Hände. Es sei ohnehin kritisch, wenn die Kommune private Ruinen wegräume.

Die einzige Hoffnung wäre, einen Antrag auf Abriss-Fördermittel zu stellen. „Allerdings tendieren die Chancen auf eine Bewilligung gegen Null“, räumt das Stadtoberhaupt ein. Steffen Jankowski