Von Rolf Hill
Jörg Großer ist ein „lebendes Ziervogellexikon“, wenn er erst einmal ins Erzählen kommt. So wie an diesem Wochenende, als in Eibau der Oberlausitzer Ziergeflügel-, Waldvogel-, Exotenzüchter-Verein zum dritten Mal die Landesschau der Vereinigung Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht veranstaltete. Großer ist Vize-Chef des Eibauer Vereins und Züchter aus Leidenschaft.
„Das Hobby, Vögel zu halten, begann bereits in früher Kindheit“, erinnert sich der Seifhennersdorfer. „Ich hatte damals mehrere Wellensittiche.“ Seine Frau musste er erst von seinem Hobby überzeugen, mittlerweile liebt sie die Tiere genauso wie ihr Mann. Seit sechs Jahren züchtet Großer selbst Vögel, und im Januar 2001 trat der heute 43-jährige Polizeibeamte sowohl dem Eibauer Verein als auch der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) bei.
Bei Ausstellungen konnte Großer des Öfteren erste Plätze belegen. Beispielsweise für seine Zebrafinken Schwarzwange Hellrücken grau oder für wildfarbene Halsbandsittiche und Singsittiche. Eins ist Großer in all den Jahren freilich noch nicht gelungen: Die Nachzucht der vom Aussterben bedrohten Miritiba-Blausteißsittiche. Im Eibauer Volkshaus war Großer am Wochenende in seinem Element. Mehrere Hundert meist exotische Ziervögel waren zu sehen, 511 Ziervögel aus den Kategorien Papageien und Sittiche, Wellensittiche, Körnerfresser und Kanarienvögel hatte eine Jury bereits vorher bewertet. Kriterien waren Form, Farbe, Krallen und die gesamte Kondition. Dabei konnte der ausrichtende Verein immerhin fünf Landesgruppensiege und vier Gruppensiege einheimsen.
Verein fehlt der Nachwuchs
Der Oberlausitzer Ziergeflügel-, Waldvogel-, Exotenzüchter-Verein wurde am 24. Juli 1955 als Spezialzuchtgemeinschaft Ziergeflügel und Exoten im Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter der Stadt Löbau gegründet. Nach der Wende bekam er seinen heutigen Namen, und der Sitz wurde nach Eibau verlegt. Der Verein hat gegenwärtig 32 Mitglieder und pflegt enge Kontakte zum Prager „Klub der Freunde exotischer Vögel“. Zusammen organisieren sie das Prachtfinken-Derby, das in diesem Jahr zum dritten Mal stattfand.
Sorgen bereitet dem Eibauer Vorstand vor allem der fehlende Nachwuchs in den eigenen Reihen. Arbeitslosigkeit und Abwanderung sind wohl die Hauptgründe dafür, dass die Jugendgruppe derzeit nur zwei Mitglieder hat. Doch dank der Unterstützung durch verschiedene Sponsoren ist immer noch eine gute Arbeit auf hohem züchterischen Niveau möglich. Und das, so versichert Jörg Großer, soll auf jeden Fall auch so bleiben.
In der eigenen Familie tritt die 1988 geborene Tochter Sylvia in die Fußstapfen des Vaters. Die Schülerin ist Mitglied im Rassegeflügelzüchterverein Seifhennersdorf und im Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter. Nun kann man auf dem Hof bereits zwei Sorten Enten, fünf Sorten Hühner, zwei Sorten Perlhühner, drei Sorten Tauben und drei Sorten Fasane vorfinden. Dass auch Sylvia erfolgreich ist, beweist ihre Teilnahme an der Rassegeflügelschau 2002 – von 23 Tieren erreichte sie einmal die Note „hervorragend“ und sieben weitere Preise.