Von Kathrin Schade
Noch liegt er nicht auf dem Tisch: der Aufruf der IG Metall zum Arbeitskampf. Dennoch tagte gestern Nachmittag die gemeinsame Streikleitung der Röhrenwerke Vallourec & Mannesmann Deutschland GmbH (V & M) und Mannesmannring in Zeithain. Viel Organisatorisches gilt es vorzubereiten. Schließlich wird ab Montag gestreikt. Siegmar Richter, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Riesa/Finsterwalde, bestätigt: „Vom 2. Juni an sind die Stahlkumpel aufgerufen, für vier Tage einen befristeten Arbeitskampf anzutreten.“ Der Aufruf dazu werde erst heute druckfrisch in den Unternehmen verteilt.
Dieter Wamser, Betriebsratsvorsitzender bei Mannesmannring, ist sich sicher: „Die Metaller unserer Belegschaft werden zu 99 Prozent nicht zur Arbeit antreten.“ Auch habe er genügend Signale von Nicht-Gewerkschaftern erhalten, die sich ab Montag solidarisch an die Seite ihrer Kumpels stellen wollen. „Also werden wir unseren Anteil in diesem bitteren Spiel leisten“, so Wamser. Er betont, dass es sich um keinen internen Streit zwischen Geschäftsführern und Belegschaften der Betriebe handle, sondern um eine Auseinandersetzung zwischen den Verbänden. Die Arbeitgeberseite bisher strikt ihre Blockadestrategie beibehalten habe, jeden Vorschlag der Gegenpartei ablehnte. Deshalb sei es umso spannender, ob es bereits am 3. Juni zu einem Ergebnis kommen wird, wenn sich beide Parteien zur weiteren Verhandlung treffen. „Ich hoffe es“, gesteht V & M-Gewerkschaftschef Reiner Bieder. Jedenfalls habe er ein gutes Gefühl. Für den 50-Jährigen steht fest: „Kein Ostunternehmen kann einen Stillstand gebrauchen, geschweige denn verkraften.“ Auch die Zeithainer Auftragsbücher seien sehr gut gefüllt. Deshalb habe man immer gehofft, sich schnellstens gütlich einigen zu können. Zumal sich die Unternehmerseite in Zeithain den Forderungen der Gewerkschaft aufgeschlossener zeigt als ihre Verbandsvertreter. Denn im Februar wurde in den Röhrenwerken V & M eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, die den Kollegen bereits jetzt schon eine Mehrfreizeit von vier Tagen im Monat einräumt. „Eigentlich hat damit unser Arbeitgeber zu verstehen gegeben, dass er unseren Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung akzeptiert und sogar schon gewährleistet“, sagt Bieder. „Jedoch noch besser wäre es, wenn er auch so vor dem Arbeitgeberverband auftreten und damit helfen würde, die Sturheit einiger weniger zu brechen“, wünscht sich IG-Metallchef Siegmar Richter.
Streikvorbereitungen werden auch in den Gröditzer Schmiede- und Edelstahlwerken getroffen. Betriebsratsvorsitzender Uwe Jahn: „Wir hoffen auf ein vernünftiges Angebot des Arbeitgeberverbandes bei den Verhandlungen am Dienstag. Ist es akzeptabel, werden wir den Streik unterbrechen und über das Angebot abstimmen.“ Und falls nicht? Über eine weitere Strategie wollte gestern noch keiner der Gewerkschafter plaudern.