Von Kathrin Schade
In den Zeithainer und Gröditzer Stahlbetrieben wird wieder gearbeitet. Der bis zum 5. Juni befristete Streik ist ausgesetzt. Ein Kompromiss liegt auf dem Tisch. Der besagt, dass die Arbeitszeit in den tarifgebundenen ostdeutschen Stahlwerken ab April 2005 bis April 2009 stufenweise von 38 auf 35 Stunden sinkt.
Ob die Arbeitnehmer dies akzeptieren, wird sich zeigen. Denn heute und morgen treten die Gewerkschafter der ostdeutschen Stahl-Industrie ein zweites Mal zur Urabstimmung an. Auch in Gröditz und Zeithain. Sind 25 Prozent der Metaller dafür, gilt der Kompromiss als angenommen und der Streik als beendet. Mit dem Abstimmungsergebnis wird am späten Freitagnachmittag gerechnet.
„Bestimmt haben sich viele Stahlkocher eine kürzere Zeitschiene zur 35-Stunden-Woche vorgestellt“, sagte gestern Siegmar Richter, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Riesa/Finsterwalde, der SZ. „Doch solch eine unheimlich zähe Verhandlung habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht geführt“, kommentierte Richter die anstrengende Nachtschicht am Verhandlungstisch. Deutlich sei zu spüren gewesen, dass zwar die Stahlchefs körperlich anwesend waren, jedoch die Standleitung zum Gesamtarbeitgeberverband geglüht habe, die Rückinformation stets funktionierte. Schließlich zeige sich der Metall-Arbeitgeberverband nicht so kompromissbereit wie die Stahlarbeitgeberchefs. Deshalb drohen in der Elektro- und Metallindustrie weitere Streiks. „Das wird noch eine schwierige Kiste“, weiß Siegmar Richter.
Durchaus zufrieden mit dem Stahl-Verhandlungsergebnis hebt der Gewerkschaftsmann hervor, dass immerhin zwei wichtige Punkte erzielt worden seinen. Zum einen der Stufenplan, und zum anderen stehe am Ende die 35. Wenn auch erst nach fast sechs Jahren. Siegmar Richter sichtlich vom Verhandlungsstreit geschafft: „Mehr war einfach nicht rauszuholen.“