Herr Schiller, was ist das Christliche an der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM)?
Wir richten unsere Arbeit an der christlichen Soziallehre aus. Der Mensch steht im Mittelpunkt, Eigenverantwortung ist uns wichtig. Die IG Metall hat sich eher dem Sozialismus oder den sozialdemokratischen Richtungen verschrieben.
Die IG Metall wirft Ihnen wiederum vor, Gefälligkeits-Tarifverträge im Interesse der Arbeitgeber zu schließen. Auf welcher Seite stehen Sie?
Wir sind für unsere Mitglieder aktiv. Soll doch die IG Metall für ihre Mitglieder bessere Verträge machen. Zu den Vorwürfen mit angeblichen Dumping-Tarifverträgen kann ich Ihnen genügend Verträge von DGB-Gewerkschaften zeigen, in denen ebenfalls Stundenlöhne um sechs Euro vereinbart worden sind.
In einem Ihrer Tarifverträge steht, drei Lehrlinge teilen sich das Entgelt von zweien. Unterbieten Sie da nicht einen vorhandenen Tarifvertrag?
Nein, unser Vertrag gilt nicht für Betriebe, die an den Tarifvertrag mit der IG Metall gebunden sind. Bei Volkswagen muss gemacht werden, was mit der IG Metall vereinbart wurde. Unser Tarifvertrag ermöglicht es anderen Unternehmen, außerhalb der Flächentarifverträge etwas zu machen. Bevor Betriebe gar nicht ausbilden, unterstützen wir sie lieber durch den Vertrag mit dem Ausbildungsverbund Arimes, einem Verein.
Die CGM hat noch nie gestreikt – warum nicht?
Es war für uns noch nie nötig zu streiken. Streik ist das letzte Mittel. Wir haben aber genügend finanzielle Mittel, um unsere Mitglieder zu unterstützen. Vor einigen Jahren hat es uns Millionen gekostet, als unsere Mitglieder nicht arbeiten konnten, weil Betriebe wegen eines Streiks geschlossen waren.
Was raten Sie der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) für deren Arbeitskampf?
Sie hat meine Solidarität, wenn sie für einen eigenen Tarifvertrag kämpft. Bei der Höhe der Forderung und der Taktik läuft einiges unglücklich.
Weshalb sind Sie dann dafür?
Die GDL ist entstanden, weil die Beschäftigten das wollten. Dass sich einzelne Berufsgruppen organisieren, ist eine Folge der deutschen Rechtsprechung, die auch uns trifft. Die Gerichte haben geprüft, ob wir mächtig genug sind, um als Gewerkschaft zu gelten.
Wie entwickeln sich Ihre Mitgliederzahlen?
Für Sachsen kann ich es nicht genau sagen ...
Vor vier Jahren war von 1200 die Rede.
Es sind eher etwas mehr geworden. Bundesweit sind es 95000. Das ist etwas weniger als beim vorigen Gewerkschaftstag. Wir mussten im gewonnenen Gerichtsverfahren um unseren Status als Gewerkschaft einen Mitgliedernachweis führen und haben dabei einige Karteileichen entfernt. Leider gelingt es schwer, das wieder aufzubauen.
Führen Sie zurzeit Tarifverhandlungen?
Mit Ostmetall führen wir demnächst Sondierungsgepräche. Wir möchten einen zweigeteilten Entgelt-Tarifvertrag: Jedes Jahr soll es eine Erhöhung je nach Wirtschaftswachstum geben, zusätzlich kann über einen Prozentsatz je nach Branche verhandelt werden.
Die Löhne sollen also nicht der Inflationsrate folgen, wie bei anderen Gewerkschaften?
Nein, die Inflation trifft die Unternehmer genauso wie die Beschäftigten. Das kann ich nicht den Unternehmen anlasten.
Gespräch: Georg Moeritz