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Streit macht Unfähigkeitzum Kompromiss deutlich

Joachim Schindler aus Dresden schreibt zum Artikel „Schlechte Aussichten für den Aussichtsturm“ (14. November):

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Ihr Beitrag sowie die um diesen Turm sichtbar gewordenen Probleme machen doch erneut den Krebsschaden der Entscheidungsfindung im Nationalpark deutlich: Jede Seite beharrt auf ihrem „begründeten“ Standpunkt und versucht diesen durchzusetzen, die eigene Macht auszuspielen. Der Denkmalschutz die seine, die Bauleute die ihre, das Nationalparkamt die seine.

Und was kommt raus? Jeder hat Recht, der Steuerzahler zahlt, der gesunde Menschenverstand bleibt auf der Strecke, alle setzen sich der Lächerlichkeit aus.

Was nutzt ein Aussichtsturm, der nur Kosten verursacht, aber keine Aussicht bringt? Was nutzt ein Denkmalsschutz, der kein Denkmal schützt? Wem nutzt denn heute ein Zustand von 1848 (den sowieso keiner mehr kennt) – und das noch dazu bei einem Aussichtsturm? Ein solcher hat doch das Anliegen im Namen – nämlich Aussicht zu vermitteln!

Was Denkmalschutz wert ist – beziehungsweise nicht wert ist – merkt man zum Beispiel bei der Betrachtung des Dresdner Stadtmuseums mit der furchtbaren Stahlkonstruktion an einem historischen Gebäude, was wahrlich nichts mit Denkmalschutz zu tun hat. Dass es vernünftig geht, merkt man hingegen am historischen Ungerturm. Da wurde auch nicht die Forderung gestellt, Bäume zu entfernen, sondern sinnvollerweise der Turm erhöht. Dass man von einem Aussichtsturm eine Aussicht hat, ist doch die tiefe Logik des Denkmalschutzes. Es kann nicht sein, einen Zustand herzustellen, der sich gegen den Sinn der Sache richtet.

Wer stört sich denn tatsächlich daran, dass etwa 900 Meter vom Gipfel des Großen Winterbergs entfernt ein anderes Denkmal, nämlich der über 200 Jahre alte Fremdenweg zerstört wird? Man lässt ihn vergammeln. Wer’s nicht glaubt, der sehe es sich an.

Angesichts anderer Probleme im Nationalpark scheint der Aussichtsturm (der ja dann keiner mehr sein wird) und der untaugliche Streit darum die Unfähigkeit einiger Leute einmal mehr öffentlich zu machen. Wem ist daran gelegen? Wer hat davon einen Nutzen? Die Natur und der Wanderer jedenfalls nicht!