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Streit um Bahnhofstraße spitzt sich zu

Bei einer Veranstaltung zum Sanierungsgebiet wird Kritik an der Stadt laut. Das führt jetzt zu heftigen Reaktionen.

Von Nina Schirmer
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Was wird aus der Bahnhofstraße?
Was wird aus der Bahnhofstraße? © Norbert Millauer

Radebeul. Vergangene Woche hatte der Verein Bürgerforum/Grüne zu einem Diskussionsabend mit dem Radebeuler Architekten Thomas Scharrer eingeladen, der mit Planungen für den Bahnhnof Kötzschenbroda beauftragt ist. Das Thema: Wie geht’s weiter im Sanierungsgebiet Radebeul-West? 

Scharrer kritisierte mit deutlichen Worten die Stadtverwaltung. Den Planern warf der Fachmann Ideenlosigkeit vor. Für West fehle ein Leitbild der Stadt, das zeigt, wo es hingehen könnte, sagte Scharrer und sprach von einem abgestürzten Stadtteil.

Diese Aussage stieß bei vielen Händlern übel auf. Auch Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) wies den Vorwurf zurück. Es laufe eine Verkehrsuntersuchung, parallel dazu erarbeiteten die Händler ein Einkaufsleitbild. „Es gibt kreative Runden, die an einem Leitbild arbeiten“, so der OB.

Diese Reaktionen veranlasste nun Elke Siebert, die den Gesprächsabend für das Bürgerforum/Grüne moderiert hatte, ihre Sicht in einem offenen Brief darzustellen. Darin moniert die Radebeulerin, dass trotz öffentlicher und zum Teil persönlicher Einladungen die Händler und Stadtteilmanagerin Nadine Wollrad nicht erschienen waren. 

„Sie hätten wesentliche Erkenntnisse gewinnen und ihre Schlüsse daraus ziehen können, die sie im Übrigen auch gut für ihr seit einem Dreivierteljahr gärendes Leitbild hätten verwenden können“, schreibt Siebert. 

Und weiter: „Sie hätten auch erfahren, wie die Sanierung des Bahnhofsareals mit der Verkehrsplanung zusammenhängt und auf welchem Holzweg sich die Stadt leider gerade bewegt. Man kann Bahnhof, Bahnhofsstraße und Verkehrsplanung nämlich nicht voneinander losgelöst betrachten.“ 

Den Informationsabend habe man nicht parteiisch ausnutzen wollen, so Siebert. Vertreter der Stadtratsfraktionen von SPD und Die Linke waren der Einladung gefolgt. Die CDU-Fraktion hingegen sei nicht gekommen, kritisiert die Moderatorin. Es kursiere sogar das Gerücht, das Erscheinen sei verboten wurden.

Die Replik von CDU-Fraktionschef Ulrich Reusch darauf kam prompt. Die CDU sei gar nicht eingeladen gewesen, schreibt er ebenfalls in einer öffentlichen Mitteilung. Die Veranstaltung habe offensichtlich der Selbstdarstellung gedient. Reusch: „Wo und wie hat sich denn die Fraktion Bürgerforum/Grüne im letzten Dreivierteljahr in die Planungs- und Gestaltungsprozesse für dieses Stadtteilzentrum im Stadtrat und seinen Gremien eingebracht?“

Der CDU-Fraktionschef verteidigt die Erarbeitung von Verkehrs- und Händlerkonzept, an der die Öffentlichkeit beteiligt werden und die anschließend zu einer Grundlage zusammengeführt werden sollen. 

Reusch: „Bildhaft gesprochen: Man kann auch ein Haus erst dann richtig planen, wenn man weiß, welchen Inhalt es haben und welche Funktion es erfüllen soll.“ Keineswegs werde also die Stadtteilsanierung losgelöst von der Verkehrsplanung betrachtet oder bewege sich die Stadt auf einem Holzweg.

Elke Siebert vom Bürgerforum/Grüne nennt es erschütternd, wie in Radebeul Demokratie gelebt wird: „Die rechtzeitige Berücksichtigung anderer Ansichten sichert oft den langfristigen Erfolg von komplexen Projekten. Dazu muss man aber Begegnungen wahrnehmen und Einladungen folgen.“ 

Reusch entgegnet, Alleingänge, die spalten, statt zusammenzuführen, seien nicht hilfreich. „Daher ist es völlig verfehlt, wenn die Grünen die Teilnahme an ihrer Veranstaltung jetzt zur Nagelprobe für richtiges Demokratieverständnis erklären.“