Von Bettina Klemm
„Die Stadt hat wie immer alles verschlafen. Vor acht Jahren wollten die Rolling Stones nach Dresden kommen. Jetzt sind die Messen gelesen.“ Konzertveranstalter Bernd Aust bekommt einen dicken Hals, wenn es um das Open-Air-Gelände im Ostragehege geht. Mitte der 90er Jahre, damals saß Aust noch für die Bürgerfraktion im Stadtrat, hatte er das Thema angeschoben. Seit 1996 wird im Rathaus an der Freilichtbühnenvariante gebastelt. Ein Trümmerberg, angereichert mit Hausmüll, wurde für einen Millionen-Betrag dank Fördermitteln saniert. Darauf wächst nun Gras, das ist wenigstens gut für die Umwelt.
Platz für bis zu
80 000 Zuschauer
Nach Angaben der Stadt wurden weitere 255 000 Euro aufgewandt, um die Fläche in der Flutrinne vor dem Trümmerberg zu befestigen. Auf einer Länge von 70 Metern können hier eine Bühne aufgebaut und 70 Tonnen schweres Gerät aufgefahren werden. Der Standort lässt sich stufenweise ausbauen. Die Bühnen eignen sich sowohl für Veranstaltungen mit 2 000 als auch bis zu 80 000 Besuchern. So steht es in einem Arbeitspapier der Stadtentwickler. Damit sind minimale Voraussetzungen für große Rock-Konzerte geschaffen.
„Wir haben in Dresden genügend Open-Air-Flächen. Ich denke nur an die Filmnächte, Stadien und die Freilichtbühne im Großen Garten“, sagt Liegenschaftsamtsleiter Michael Olbrich. Seinem Amt obliegt die Verwaltung des Open-Air-Geländes. Abgesehen von einem Zirkus habe sich so gut wie kein Veranstalter um die große Wiese gekümmert. Und der Zirkus kommt bestimmt nicht wieder, denn seine Wagen versanken damals im Schlamm.
Da die Fläche in unmittelbarer Nähe zur Messe Dresden liegt, hat die Stadt ihre städtische Tochter angeregt, die Vermarktung zu übernehmen. „Wir sind nicht bereit, eine feste monatliche Miete zu bezahlen. Über eine Einnahmebeteiligung kann man nachdenken, wenn eine minimale Grundausstattung mit Stromanschluss, Sanitärbereich und einem Häuschen zum Umziehen für die Künstler vorhanden ist“, sagt Messe-Chefin Beatrice Hanstein. „Aber das Liegenschaftsamt hat uns im Oktober mitgeteilt, dass dafür kein Geld vorhanden ist.“
Erfreulicherweise werde ihre Messehalle 1 zunehmend von Konzertveranstaltern gebucht. 25 Konzerte mit rund 132 000 Besuchern schlagen für 2002 zu Buche. In diesem Jahr gastierten bereits Stargeiger André Rieu, die Gruppe Red Hot Chili Peppers und das ZDF-Wunschkonzert. Santana und Christina Aguilera stehen im September und Holiday on Ice im Dezember im Plan.
Ämter schieben Problem ewig hin und her
Jetzt steht das Rathaus vor dem Dilemma, was wird aus dem Open-Air-Gelände. Soll weiter investiert werden? Am besten wäre ein Investor, der ohne städtische Unterstützung das Gelände vollendet und vermarktet. „Für uns steht die Frage, ob es überhaupt noch einen Markt dafür gibt. Muss eine Stadt wie Dresden überhaupt so eine riesige Veranstaltungsfläche vorhalten?“, fragt Manfred Wiemer, Abteilungsleiter im Kulturamt. Die Lage soll, so der Vorschlag von Kulturbürgermeister Lutz Vogel (parteilos), nun erst einmal überprüft werden. Stadtentwicklungsbürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) verweist auf den noch gültigen Rahmenplan für das Große Ostragehege. Wenn vom Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (parteilos) grünes Licht für die Finanzierung kommt, könne das Open-Air-Gelände vollendet werden.
„So schieben die Ämter seit Jahren die Verantwortung von einem zum anderen“, ärgert sich DSU-Stadtrat Jürgen Schwarz. Er betrachtet das Open-Air-Gelände als ein „halbfertiges Juwel“ und fordert weitere 125 000 Euro, um die Fläche endlich zu vollenden.