Streit um Masken: USA weisen Kritik zurück

Von Hannes Heine
Im transatlantischen Streit um begehrte Schutzmasken wehrt sich die US-Botschaft in Berlin – die amerikanischen Behörden hätten mitnichten für Berlins Polizei bestimmte Lieferungen konfisziert.
"Die Regierung der Vereinigten Staaten hat nichts unternommen, um für Deutschland bestimmte 3M-Lieferungen umzuleiten, noch wussten wir irgendetwas von solchen Sendungen", teilte die US-Botschaft mit. "Die USA arbeiten mit ihren Partnern und Verbündeten solidarisch daran, bedürftigen Ländern humanitäre Hilfe bereitzustellen."
Man sei besorgt über "allgegenwärtige Versuche, die internationalen Anstrengungen zu spalten – durch Desinformationskampagnen ohne Angaben von Quellen".
Wie berichtet, war eine für die Berliner Polizei bestellte Ladung von 200.000 Schutzmasken der US-Firma 3M auf dem Flughafen im thailändischen Bangkok verschwunden. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte die USA scharf kritisiert: "Das Handeln des US-Präsidenten ist alles andere als solidarisch und verantwortungsvoll. Es ist unmenschlich und inakzeptabel", twitterte er am Freitag.
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte am Freitag gesagt, die Masken seien auf Betreiben der USA "konfisziert" worden. Er sprach von einem "Akt moderner Piraterie".
Im ZDF wiederholte er am Montag den Vorwurf der Konfiszierung nicht, der Senator sagte allerdings, die verschwundenen Masken seien inzwischen in den USA gelandet.
Lieferungen werden nun von Sicherheitskräften begleitet
Unbestätigten Angaben zufolge, so hieß es von Klinikfunktionären, wurde die Lieferung durch die USA aufgekauft – bevor sie letztgültig der Bundesrepublik veräußert worden wäre. Washingtons Diplomaten in Berlin erklärten, die USA habe die heimische Medizinmaterial-Produktion hochgefahren, kaufe aber zugleich Überangebote anderer Länder auf. Die US-Regierung werde Maßnahmen gegen "Wucherpreise und Pandemie-Geschäftemacherei" ergreifen.
Das Beschaffen nötiger Schutzutensilien in der Coronakrise – also Masken, Brillen, Anzügen – fordert Bund, Senat, Praxen und Kliniken stärker heraus als erwartet. Vor drei Wochen war zur Überraschung des Senat nur eine Minimallieferung der Bundesregierung in Berlin eingetroffen.
Lieferungen mit Schutzmasken werden inzwischen von Sicherheitskräften begleitet. Insbesondere niedergelassene Ärzte drohten, Praxen schließen zu müssen, weil Masken, Kittel, Handschuhe und Desinfektionsmittel fehlten.
Berliner CDU fordert Entschuldigung bei der US-Regierung
In den Kliniken wurden Masken rationiert. Die Lage hat sich nun gebessert: Am Wochenende traf eine andere Lieferung aus China ein, zwei Millionen Masken und 300.000 Schutzkittel werden nun an Ärzte und Pflegekräfte verteilt. Das ansteckende Coronavirus kann zum schweren Lungenleiden Covid-19 führen.
CDU-Fraktionschef Burkard Dregger warf dem Senat am Montag vor, Berlin mit seinen Äußerungen über die USA erheblich geschadet zu haben. „Die Einschätzung der amerikanischen Botschaft ist eine schallende Ohrfeige für Herrn Geisel und Herrn Müller“, sagte Dregger. Der Oppositionsführer forderte, der Senat müsse sich bei den USA entschuldigen und mitteilen, aufgrund welcher Tatsachen er annehme, dass die US-Regierung in der Sache aktiv geworden sei. Der Chef der Senatskanzlei, Christian Gäbler (SPD), warf der CDU dazu am Montag via Twitter das Verbreiten einer „Verschwörungstheorie“ vor. Was er damit meinte, erklärte Gäbler nicht.
Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte am Montag, es gebe weiterhin Gespräche mit den Vertragshändlern. Dabei gehe es sowohl um Ersatz für die 200.000 FFP2-Schutzmasken, die auf dem Flughafen der thailändischen Hauptstadt Bangkok verschwunden waren, als auch um weitere Bestellungen.
Die zwei Millionen einfachen Mund- und Nasenschutzmasken, die am Wochenende in Berlin ankamen, sind für die Polizisten weniger geeignet. Sie schützen nicht den Träger der Maske vor Viren, sondern verhindern nur, dass er seine Atemluft weit verbreitet. Getragen werden sie vor allem von Ärzten und Pflegern in Krankenhäusern, Praxen und Altenheimen, um Patienten nicht anzustecken. (mit dpa)